Studierendenwohnheim in modularer Holzbauweise: Haus am Baum

Studierendenwohnheim in modularer Holzbauweise: Haus am Baum

Realisierte Objekte

Studierendenwohnheim in modularer Holzbauweise: Haus am Baum

Foto (Header): © EIBEFOTOGRAFIE

Eine Jahrhunderte alte Buche gibt einem neuen Wohnhaus für Studierende in Trier seinen Namen: Haus am Baum. Dank des hohen Vorfertigungsgrads der Elemente und der modularen Bauweise wurde der Holzbau in sechs Monaten errichtet, die gesamte Bauzeit betrug 20 Monate. Auch in puncto Nachhaltigkeit und Umweltschutz hat das Projekt einiges zu bieten.

Auszug aus:

Wo früher ein Bau aus den 1970er-Jahren stand, fällt heute ein modernes Gebäude ins Auge, das Studierenden neuen Wohnraum in 110 barrierefreien Apartments bietet – in unmittelbarer Nähe zum historischen Martinskloster, direkt an der Mosel. In dessen Zentrum wächst seit Jahrhunderten eine Blutbuche, ein Naturdenkmal, das dem Bauprojekt seinen Namen gab: Haus am Baum – Holz im Herzen. In diesem Projekt konnte das Holzbauteam von Rubner Ingenieurholzbau die Stärken der Holzbauweise ausspielen: zum einen die Nachhaltigkeit des nachwachsenden Rohstoffs Holz, zum anderen die Schnelligkeit und Flexibilität in der Montage.

Gefördertes Gesamtkonzept

Der Schutz und der Erhalt der Buche war zentral für den Auftraggeber, das Studierendenwerk Trier, und führte zur Konzeption eines attraktiven und einladenden Innenhofs. Für die Energieversorgung sorgen eine Photovoltaikanlage auf einem Teil des Holzdachs sowie ein Erdgas-Blockheizkraftwerk. Sie betreiben u. a. eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine zentrale, wärmerückgewinnende Lüftung, mit der alle Apartments ausgerüstet sind. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium förderte das Gesamtkonzept und hob hervor, dass hier zukunftsweisendes Wohnen, Umwelt- und Naturschutz sowie kluge Planung, anspruchsvolle Architektur und der Einsatz nachhaltiger Materialien vorbildlich vereinigt würden. Zusätzlich zeichnete es den Bau bei der Eröffnung auch mit der Landesklimaschutzplakette aus.

1 | Lageplan
ABBILDUNG: PUR+ ARCHITEKTEN STEIN HEMMES PARTNER GMBB

2 | Grundriss EG
ABBILDUNG: PUR+ ARCHITEKTEN STEIN HEMMES PARTNER GMBB

Holzbau und Vorfertigung

Das Gebäude ist als Holzbau konzipiert, mit Außenwänden in Holzrahmenbauweise, Innenwänden in Trockenbau- und Brettsperrholzbauweise, Decken als Holz-Beton-Verbund-Konstruktion und Dachelementen in Holzbauweise. Das verwendete Holz stammt aus dem deutschsprachigen Alpenraum und ist PEFC zertifiziert. „Der hohe Vorfertigungsgrad und die Modularität der Bauweise wirken sich bei solchen Projekten positiv auf die Bauzeiten aus“, erklärt Andreas Fischer, Geschäftsführer der Rubner Ingenieurholzbau Augsburg. Bereits während der Planungsphase arbeitete Rubner eng mit den Projektpartnern zusammen: Als Generalunternehmer verantwortete die Firma Weiler Bau aus Bitburg die Umsetzung nach den Plänen der Architekten SHW, Stein Hemmes Wirtz aus Kasel. Weltzel, Hardt & Partner Architekten aus Trier steuerten das Projekt. Die Tragwerksplanung kam von PIRMIN Jung aus Sinzig, wobei Rubner die Planung in der Leistungsphase 5 unterstützte. Darüber hinaus konstruierte, fertigte, lieferte und montierte Rubner die Außenwandelemente mit integrierten Wohnungslüftern und Erkern, die Dachelemente inklusive der Dachfenster, Gauben und der Vorbereitung für die flächenbündige PV-Anlage, die Pfosten-Riegel-Fassaden im Bereich Flur, Erker, Giebel und Treppenhaus ebenso wie die Tragstruktur aus Stahlstützen und Unterzügen, die Deckenelemente und die Stehfalzverblechung. Die Geschossdecken sind als Holz-Beton-Verbund-Konstruktion gefertigt, wobei Schubkerven in der Holzdecke die kraftschlüssige Verbindung mit dem vor Ort aufgebrachten Beton herstellen. „Die Holzbauelemente haben wir in Ober-Grafendorf vorgefertigt und Geschoss für Geschoss vor Ort in Trier montiert, wobei eine laufende Abstimmung mit dem Rohbauer erfolgte, um die Deckenbetonagen jeweils passend auszuführen“, erinnert sich Fischer. In nur sechs Monaten Bauzeit war der Holzbau von Rubner fertiggestellt – in aus Sicht des Bauherrn „atemberaubendem Tempo“. Gesamtbauzeit waren 20 Monate. Insgesamt verbaute Rubner neben 214 m² Holz-Glas-Fassade ca. 1.970 m² Fassadenelemente aus Fichte, mit jeweils rund 10 × 3 m, 1.650 m² vorgefertigte Dachelemente von 9,5 × 4 m Größe mit Dachgauben sowie 3.115 m² Holz-Beton-Verbunddecken.

3 | Die großen Fenster in Erkern in der Fassade geben den Blick auf das Naturdenkmal frei
FOTO: EIBEFOTOGRAFIE

4 | Der neue Holzbau nimmt die Baufluchten und Gebäudestellung des früheren Kreuzgangs mit Dormitorium auf.
FOTO: EIBEFOTOGRAFIE

Historisches Klostergelände

Das Gelände ist ein Ensemble aus dem historischen Martinskloster. Abgerissen wurde ein Studierendenwohnheim aus den 1970er-Jahren, welches das Gelände für das neue Holzgebäude freigab. Die Historie des Geländes spiegelt sich auch in der Architektur wider: Der Neubau nimmt die Baufluchten und Gebäudestellung des früheren Kreuzgangs mit Dormitorium auf.

Parallel zum Neubau wurde das Klostergebäude, das ebenfalls als Studierendenwohnheim dient, grundsaniert. Eine angrenzende, viel befahrene Straße schränkte den für die Baustelle zur Verfügung stehenden Raum weiter ein und forderte planerische Kompetenzen in Sachen Logistik. Regelmäßige und enge Absprachen mit den ausführenden Unternehmen der Grundsanierung stellten ein reibungsloses Nebeneinander der beiden Baustellen sicher.

5 | Das moderne Gebäude in Holzbauweise bietet den Studierenden neuen Wohnraum in 110 barrierefreien Apartments.
FOTO: EIBEFOTOGRAFIE

Kontrollierte Wohnraumlüftung

Eine Besonderheit ist der Niedrigenergiestandard der Anlage. Den tatsächlichen Energieverbrauch der Wohnanlage weist das Studierendenwerk Trier mit nur 21 kWh/m² aus. Der angestrebte KfW-40-Standard wird demzufolge noch unterschritten. Das ist auch dank der kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung möglich. Die dazu erforderlichen dezentralen Lüftungselemente wurden während der werksseitigen Vorfertigung bereits in die Holzrahmenbauelemente integriert. Die Fassaden und Dachflächen sind mit einer Stehfalzdeckung aus Aluminium verkleidet. Diese sind vertikal ausgerichtet. Wichtig war dem Bauherrn die vollständige Recycelbarkeit des Materials. Große Fenster in Erkern setzen Highlights in der Fassade und geben von innen den Blick auf die Rotbuche frei. Hier ist innen auch das verbaute Fichtenholz sichtbar und sorgt für eine angenehme Raumatmosphäre, auch in den Fluren.

Projektdetails


Standort
54292 Trier, Martinskloster
Auftraggeber
Studierendenwerk Trier, 54296 Trier
Generalunternehmen
Weiler-Bau GmbH & Co. KG, 54364 Bitburg
Architektur
Architekten Stein Hemmes Wirtz PartGmbB, 54317 Kasel bei Trier
Tragwerksplanung Holzbau
PIRMIN JUNG Deutschland GmbH; 53424 Remagen
Nutzfläche
1.220 m²
Bruttogeschossfläche
5.320 m²
Brutto-Bauvolumen
17.180 m³

Über Rubner Ingenieurholzbau


Rubner Ingenieurholzbau, ein Unternehmen der Rubner Gruppe, entwickelt und realisiert individuelle Holzbaulösungen für großvolumige Bauvorhaben aus den Bereichen Wohnen, Bildung und Verwaltung, für Industrie- und Gewerbe oder landwirtschaftliche Nutzungen. Unter dem Motto „better with wood“ prägt das Unternehmen Bauwerke mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz nachhaltig und erhöht die Lebensqualität seiner Nutzer.

www.rubner.com

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