Im Gespräch mit Prof. Volker Halbach
Wohnen am Hubland
Text: Julia Ciriacy-Wantrup | Foto (Header): © MARCUS BREDT
FOTO: SINJE HASHEIDER
In Würzburg wandelt sich das Gelände einer ehemaligen US-Kaserne zum neuen Stadtteil Hubland. Die Wohnbebauung, die Prof. Volker Halbach, Geschäftsführer von blauraum Architekten, dort für die Stadtbau Würzburg GmbH geplant hat, fügt sich nicht nur optimal in den vorhandenen Freiraum ein. Die Bauweise ist zudem äußerst langlebig – und das bei einem engen Kostenrahmen.
Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 1.2018
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Herr Prof. Halbach, das Areal um die ehemaligen „Leighton Barracks“ entwickelt sich zu einem neuen Stadtteil, in dem einmal rund 4.500 Würzburger wohnen werden. Wie ist es zu Ihrer Beteiligung an diesem großen Bauvorhaben gekommen?
Vor ziemlich genau fünf Jahren, im Herbst 2013, konnten wir einen Ideen- und Realisierungswettbewerb mit 23 Teilnehmern für uns entscheiden. Es gab zwei erste Preisträger, die zur Überarbeitung aufgefordert wurden. Unser Entwurf hat dann am Ende glücklicherweise den Zuschlag bekommen. Die Großzahl unserer Projekte akquirieren wir über Wettbewerbsgewinne. So auch in diesem Falle.
Wie ist der aktuelle Stand zum Baufortschritt dort und wo ist Ihr Wohnprojekt angesiedelt?
Das Projekt ist vor Kurzem abgeschlossen worden. Die Übergabe an den Bauherren hat stattgefunden – jetzt heißt es loslassen. Es ist immer ein spannender Moment für uns Architekten, wenn die Bewohner einziehen und ihre Gebäude und Wohnungen mit Leben füllen. Das Angebot eines vielfältigen Wohnungsmixes von 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen und rollstuhlgerechte Wohnungen im Erdgeschoss fördert eine gute Durchmischung des Quartiers. Das Projekt ist eines der ersten Fertigstellungen im neuen Stadtteil Hubland. Das Areal ist in die Quartiere I bis VII eingeteilt. Quartier III, in dem das Projekt angesiedelt ist, ist aufgrund der unmittelbaren Lage am späteren Landschaftspark ein außerordentlich spannendes.
Auf dem Gelände fand in diesem Jahr die Landesgartenschau Würzburg statt. Ein Großteil der Grünflächen wird, wie von Ihnen angesprochen, nach deren Ende als Landschaftspark für die Bevölkerung zur Verfügung stehen. Welche Besonderheiten ergaben sich dadurch für Sie in der Planung?
Die Kombination der Landesgartenschau, die später als Dauerparkanlage erhalten bleibt, ist natürlich sehr reizvoll und stellt eine große Qualität für den Stadtteil und seine Bewohner dar. Gerade der Gegensatz zwischen den klaren urbanen Baukörpern und der sie umspülenden üppigen Landschaft machen das Ensemble besonders. Für uns hat sich der Städtebau sehr stark an dem Ziel orientiert, das Wohngebiet in Nord-Süd-Richtung zu öffnen, um den Bezug zwischen den neuen Quartieren und dem Landschaftspark zu stärken.
Wie spiegelt sich diese städtebauliche Einbindung in den Gebäuden und deren Anordnung wider?
Um die Durchlässigkeit des Wohngebietes zu gewährleisten, wurden zwei Baukörpertypen abwechselnd auf dem Grundstück platziert. Dabei sind die fünf Riegelgebäude in Ost-West-Ausrichtung angeordnet. Die vier Punkthäuser ruhen dazwischen. Die Gebäude orientieren sich in ihrer Positionierung an der erschließenden Straße, der neu benannten „Alten Fernstraße“. Dadurch werden nach Süden vier Wohnhöfe als Erweiterung des Landschaftsparks ausgebildet, die den Bewohnern zur Verfügung stehen. Hier spenden kleine Baumhaine Schatten, es kann gespielt und ausgeruht werden. Die Zeilen stärken mit ihren prägnanten Hochpunkten im Süden die städtebauliche Kante im Übergang zwischen Urbanität und Landschaft.
Welche energetischen und ökologischen Zielsetzungen gab es?
Durch Einsatz des monolithischen Außenwandmauerwerks konnte nicht nur der KfW-55-Standard realisiert, sondern auch ein Beitrag zu den ökologischen Bestrebungen der Stadt Würzburg hin zur CO²-Neutralität geleistet werden. Der rein mineralische Wandaufbau schafft ein durchgehend gesundes Wohnklima. Außerdem konnte durch ein spezielles Außenputzsystem gänzlich auf umweltschädliche Farben mit Fungiziden und Algiziden verzichtet werden. Wir schützen dadurch das Grundwasser vor schädlichen Auswaschungen. Uns war Einfachheit und Dauerhaftigkeit besonders wichtig. Eine monolithische Bauweise eignet sich dafür hervorragend – wenig Energie mit wenig Technik, haltbare Materialien, der bewusste Verzicht auf Wärmedämmverbundsysteme. Man muss hier auch unbedingt die Stadtbau Würzburg loben, dieals Bauherrin mit der Strategie mitgegangen ist.
Was macht die Dauerhaftigkeit der Gebäude aus?
Der Außenwandaufbau besteht aus wärmegedämmten Hochlochziegeln. Die Gebäude sind langlebig – die Instandhaltung der Häuser lässt sich durch geringen Aufwand gewährleisten. Ein mineralisches Putzsystem ist in der Instandhaltung pflegeleichter, und ein neuer Anstrich ist mit etwas Glück selten erforderlich. Wir wünschen unseren Fassaden einen würdevollen Alterungsprozess.
Gibt es für die Mieter geförderte Wohnungen?
Über 50 % der Mietwohnungen werden mit der einkommensorientierten Förderung durch den Freistaat Bayern und die Bundesrepublik Deutschland (EOF) gefördert. Die EOF ist ein Modell, bei dem berechtigte Mieter einen Zuschuss zur Miete erhalten, der antrags- und einkommensabhängig ist. Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach dem Haushaltseinkommen des Mieters.
Bei diesem Anteil an geförderten Sozialwohnungen gab es natürlich auch für Sie als Planer strenge Kostenvorgaben. Wie hat sich das auf Ihre Planung ausgewirkt?
Eine wirtschaftliche Bauweise aus Mauerwerk und durchgehende Installationen helfen, die strengen Kostenvorgaben einzuhalten. Die Vergabe erfolgte in Einzelgewerken auf Grundlage einer vollständig fertiggestellten Ausführungsplanung. Außerdem haben wir stark auf den Wiederholungsfaktor gesetzt, sodass die ausführenden Firmen gut kalkulieren, Synergieeffekte nutzen und wirtschaftlich bauen konnten. Wir sind froh und dem Bauherrn sehr dankbar, dass wir die Wohnungen des freifinanzierten und EOF-Segmentes in gleichbleibend hoher Qualität planen und ausführen konnten. Abschließend können wir sagen, dass es keinen merklichen Unterschied zwischen diesen beiden Wohnungstypen gibt.
Das Gespräch führte ???.