Energie, Technik & Baustoffe
Wohnprojekt „Cádiz“ in Antwerpen: Lebendiges Stadtviertel
Text + Foto (Header): © SCHÖCK BAUTEILE GMBH
Eilandje im belgischen Antwerpen ist schon lange nicht mehr das heruntergekommene Hafenviertel, das es einmal war. Dank verschiedener großartiger Architekturbauten sowie der Neugestaltung von Straßen, Plätzen und Kais ist das Viertel heute „the place to be“ in Antwerpen. Auch der gemischt genutzte Gebäudeblock „Cádiz“ von POLO Architects und META architectuurbureau prägt das Erscheinungsbild des Cadix-Distrikts.
Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 6.2022
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Im gut 26 ha großen Cadix-Distrikt im Norden von Antwerpen wird im Auftrag der Stadt auf rund 200.000 m² ein umfassender Quartiersentwicklungsplan umgesetzt. Der bereits im Frühjahr 2008 verabschiedete Lösungsplan setzt auf Nachhaltigkeit und die Ansiedelung junger Familien. Neben dem umfangreichen Wohnungsbauprogramm, das 75 % der zu bebauenden Geschossfläche ausmacht, wird es viel Platz für Gewerbe und Büros (21 %), kommunale Dienstleistungen (4 %) und den neuen Cadix-Platz als Herzstück des Viertels geben.
Eines der für das Viertel vorgesehenen Gebäude ist der am Ostkai des Kattendijkdok gelegene Wohnblock „Cádiz“. Nach Plänen von POLO Architects und META architectuurbureau entworfen, bildet das Gebäude zusammen mit dem angrenzenden Platz einen Bezugspunkt im neu gestalteten Viertel.
Der Bau des Museums aan de Stroom (MAS), die Eröffnung des Red Star Line Museums und die Renovierung von Straßen, Plätzen und Kais beendeten den jahrzehntelangen Verfall im Antwerpener Stadtteil Eilandje, zu dem der Cadix-Distrikt zählt. Dank der neuen staatlichen Förderung interessierten sich auch Projektentwickler für Investitionen im alten Hafengebiet. Der Bau von Wohnhochhäusern am Kattendijkdok (Diener & Diener Architekten) und das Wohnprojekt „Cádiz“ veranschaulichen diesen Wandel. Es entsteht ein neues, trendiges Stadtquartier, in das immer mehr Bewohner ihren Weg finden.
Als gemischt genutztes Gebäude wurde „Cádiz“ auf dem Gelände des ehemaligen Zollamtsgebäudes errichtet. Obwohl das dort vorhandene brutalistische Gebäude des Architekten Etienne De Pessemier in den 1970er-Jahren nicht ohne Qualitäten war, erwies es sich als ungeeignet für die Unterbringung von Wohnungen. Besonders schwierig war es, jeder Wohnung genügend natürliches Licht zu geben. Zudem lag das Gebäude mitten im Block und war von Parkplätzen und Grünstreifen umgeben. Es fehlten die erforderlichen städtebaulichen Qualitäten, um das neue Wohnquartier mit Leben zu füllen. So wurde dieses Stück Kulturerbe abgerissen. Neu entstanden ist ein weitläufiger Block mit mehr als 40.000 m² Wohnfläche, einem Gesundheitszentrum, Gastronomie und Geschäften.
Die Aufgabenstellung war komplex: In einem tiefen Block galt es eine große Anzahl an Wohneinheiten zu schaffen, von der jede einzelne mit ausreichend Tageslicht versorgt werden und einen attraktiven Ausblick haben sollte. Gleichzeitig sollte mit dem Projekt neues Leben in das Stadtquartier kommen.
„Cádiz“ sollte eine gute Beziehung zu seiner Umgebung eingehen – und zwar auf unterschiedlichen Ebenen. Im Maßstab der Stadt ist der Baustein weithin sichtbar; im Maßstab des Viertels steht er in direktem Zusammenhang mit dem Platz und den umliegenden Straßen. Dabei hat „Cádiz“ zwei Gesichter: Aus der Nähe, auf Straßenniveau betrachtet, ist nur der dunkle Sockel mit seinen Geschäften sichtbar, der einen Kontrast zum auskragenden, hell gestalteten ersten und zweiten Obergeschoss bildet. Diese weißen Betonfassadenelemente schirmen die dahinterliegenden Funktionen von der Straße ab und sorgen gleichzeitig durch die wechselseitigen Aussparungen für eine gewisse Transparenz. Sie umgeben den Block und vereinen ihn zu einem festen Ganzen.
Von der Straße aus erlangt der Betrachter einen Blick auf den gemeinschaftlichen, mit Birken und Waldvegetation gestalteten Innengarten oberhalb der Tiefgarage. Hier befinden sich die Eingänge zu den Wohneinheiten. Ein Supermarkt ist im Erdgeschoss untergebracht. Eine grüne Rampe verbindet den gemeinschaftlichen Innenbereich mit den privaten Gärten auf dem Sockel, von wo aus die Bewohner den Blick auf den Hafen und die Stadt genießen können.
Aus der Ferne bietet „Cádiz“ einen anderen und monumentaleren Eindruck. Vier Türme sind von der Bauflucht zurückgesetzt und ragen auf dem Dach des Sockels weit nach oben. Inspiriert von den bestehenden Lagerhallen auf dem Eilandje wählten die Architekten Mauerwerk und Betonfertigteile als dominierende Materialien des Gebäudeblocks.
Gesteigerte Wohnqualität durch asymmetrische Sichtbetonbalkone
„Cádiz“ vereint verschiedene Arten von Wohneinheiten: Apartments, luxuriöse Doppelhäuser, Studios und Sozialwohnungen. Alle Wohneinheiten sind mit Terrassen oder Dachterrassen ausgestattet. Die Wohnungen in den Türmen profitieren von charakteristischen Sichtbetonbalkonen auf allen vier Seiten. Diese sind versetzt zueinander angeordnet, um eine optimale Sonneneinstrahlung zu erhalten.
Die weißen, asymmetrisch gestalteten Balkone wurden vorgefertigt und auf der Baustelle installiert. Dabei wurde die konstruktive thermische Trennung mit verschiedenen Typen des Schöck Isokorb umgesetzt – mit der optimal passenden Anschlussart für diese spezielle Beton-Beton-Verbindung für die unterschiedlichen Balkon-Geometrien.
Weitere Informationen: www.schoeck.com
Projektdetails
Bauherr Cores Development – Builprom – Westhoek |
Standort Kattendijkdok – Oostkaai, Antwerpen, BE |
Architekten POLO Architects, Antwerpen, BE META Architectuurbureau, Antwerpen, BE |
Fertigstellung 2016 |
Landschaftsarchitekten Dirk Vandekerckhove landschapsarchitecten, Gent, BE |
Höhe 32 Meter |
Ingenieure Stability – Stedec, Roeselare, BE |
Schöck-Produkte Isokorb T |
Bauunternehmen THV Kattendijk (Besix & Van Hout), Antwerp, BE Eurobeton, Zandhoven, BE |