Energie, Technik & Baustoffe
Vorwandinstallation in Sanitärräumen: Flexibel und effektiv
Text: Andreas Braun | Foto (Header): © SCHULZFOTO – stock.adobe.com
Die Vorwandinstallation als Sanitärsystem ist ein multifunktionales Gestaltungs- und Funktionselement in der modernen Badarchitektur, das sich als trockene Ausbauvariante parallel an alle gesellschaftlichen und bautechnischen Strömungen angepasst hat. Doch was ist in Bezug auf Schall- und Brandschutz zu beachten? Und welche Wandkonstruktionen gibt es?
Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 3.2023
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Inhalte des Beitrags
Als der UP-Spülkasten 1964 eingeführt wurde, waren Schall- und Brandschutzanforderungen bei Weitem nicht so ausgeprägt wie heute, und der Begriff „barrierefrei“ war noch nicht kreiert. Doch im Laufe der Zeit wurden kontinuierlich neue Lösungen am Markt eingeführt. Gut lässt sich diese Entwicklung bei den mittlerweile verfügbaren Produkten erkennen. Barrierefreie Elemente für den Waschtisch oder das WC gehören bei den Herstellern zum Standardprogramm, sie sind höhenverstellbar in verschiedenen Ausprägungen – ob elektrisch, mechanisch oder pneumatisch – erhältlich. Mittlerweile gibt es sogar Duschelemente, die in die Vorwand integriert werden können. So wird der Wasserablauf vom Boden in die Wand verlagert und gleichzeitig der Bodenaufbau einer bodenebenen Dusche vereinfacht. Der ursprüngliche einfache UP-Spülkasten dient in der Zwischenzeit zunehmend auch zur Aufrechterhaltung der Trinkwasserhygiene: Einige Hersteller haben Spülkästen mit einer integrierten Hygienespülung im Programm. Bei anderen lässt sie sich nachrüsten.
Die wichtigsten Vorteile und Gestaltungsoptionen der Trockenbauweise sind eine schnelle, einfache und saubere Montage sowie weniger Baufeuchteeintrag und damit kürzere Austrocknungszeiten. Problemlos kann der Raum in verschiedene Funktionsbereiche aufgeteilt werden. Nicht von ungefähr hat diese ausgereifte Technik als Einzelelementmontage (mit stabilem Rahmen) oder als Trockenbaumontagesystem (mit einem stabilen Grundgerüst) seinen festen Platz im Dienstleistungsangebot eines SHK-Betriebs gefunden – gleichermaßen für Neubau und Sanierung oder Modernisierung. Dazu addiert sich als Metallständerwandkonstruktion ein zunehmender Marktanteil im Wohnungsbau. Komplette Trockenbaumontagesysteme bringen eine stabile, geprüfte Konstruktion und gute Schallschutzeigenschaften mit sich. Dabei ist die Gewährleistung eindeutig durch einen Hersteller – und damit Ansprechpartner – definiert. Durch den kontinuierlichen Baustellenablauf – alles aus und in einer Hand – sichern sie dem ausführenden Betrieb eine hohe Wertschöpfung bei schneller Verarbeitung. Mit solchen Komplettsystemen lassen sich selbst halbhohe, freistehende Raumteiler ohne großen Aufwand realisieren. Eckbadewannen lassen sich ebenso problemlos integrieren wie Eck-WCs. (Vor-)Wände bilden aber auch einen idealen Rahmen für einen bodengleichen Duschbereich. Selbst Raum-in-Raum-Lösungen sind möglich. Alle Installationen verschwinden körperschallentkoppelt hinter der Vorwand. In der Regel besteht das Grundgerüst aus einem profilierten Vierkantstab oder speziell geformten U-Profilen, die über spezielle Verbindungen fest im Boden, an der Wand oder auch an Holzbalken in der Dachschräge verankert werden.
Gerade beim privaten Badezimmer, das sich flexibel auf die sich ändernden Lebensumstände seiner Benutzer anpassen lässt, führt kein Weg an der trockenen Ausbaumethode vorbei. Barrierefreie Badezimmer lassen sich tatsächlich in Nassbautechnik so gut wie gar nicht oder nur mit großem Aufwand realisieren, da barrierefreie WC-Elemente in dieser traditionellen Technik bei den Herstellern gar nicht verfügbar sind. Nassbau schließt auch den Einsatz von höhenverstellbaren WCs oder Waschtischen aus – sie gibt es nur als Trockenbauelemente. Für den Trockenbau spricht auch die Vorgabe der DIN 18040-2, nach der die Wände so ausgeprägt sein müssen, dass ohne großen Aufwand Stütz- und/oder Haltegriffe nachgerüstet werden können. Planer und Handwerk tun gut daran, Einzelelemente oder Montagesysteme zu berücksichtigen, damit die integrierten Befestigungsplatten den auftretenden Kräften standhalten können. Ebenfalls zu berücksichtigen sind Unterputz-Dosen und Leerrohre, damit später eine elektrische WC-Auslösung – in der Wand oder als Taster im Stütz-Haltegriff – installiert werden kann.
Der Schallschutz ist von erheblicher Bedeutung für die Wohn- und damit Lebensqualität. Gerade durch die immer dichteren Gebäudehüllen werden Geräusche im Haus mehr wahrgenommen. Erhöhter Schallschutz ist also ein wichtiges Komfort-Qualitätsmerkmal, das auch für alle von der Gebäudetechnik ausgehenden Geräusche, wie die Vorwandtechnik, gilt. Die DIN 4109:2016-07 (Schallschutz im Hochbau) legt die Mindestanforderungen an die schalldämmenden Bauteile fest, die bauaufsichtlich verbindlich sind. Trotz Einhaltung der in ihr definierten Anforderungen muss erwartet werden, dass Geräusche aus fremden, benachbarten Räumen wahrgenommen werden. Wird erhöhter Schallschutz nach den in der VDI-Richtlinie 4100 definierten Schallschutzstufen (SSt II und III) vereinbart, muss dies bereits in der Planung berücksichtigt werden. Nutzergeräusche, wie das Öffnen und Schließen von Toilettensitzen, werden in allen Schallschutzstufen nicht berücksichtigt, da diese messtechnisch nicht reproduzierbar sind. Sie sind planerisch so weit wie möglich zu mindern. Betätigungsgeräusche wie das Auslösen einer WC-Spülung oder der Geräuschpegel einer Duschwanne werden aber durchaus in die Schallmessungen mit einbezogen. Grundsätzlich gilt: Schallschutz ist einklagbar. Zahlreiche Gerichtsurteile haben bestätigt, dass eine mangelhafte Schalldämmung trotz vermeintlicher Erfüllung der DIN-Norm zu einem Werkmangel führen kann. In Folge kann es zu teuren Nachbesserungen oder Schadenersatzansprüchen kommen. Somit gilt es, hier bei Planung und Ausführung entsprechende Sorgfalt walten zu lassen.
Die Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz sind in den jeweiligen Landesbauordnungen enthalten. In der DIN 4102 „Brandschutzverhalten von Baustoffen und Bauteilen“ ist die Klassifizierung enthalten und die Prüfbedingungen sind festgelegt. Baustoffe werden in nichtbrennbare und brennbare Materialien eingeteilt. Das Brandverhalten von Bauteilen wird durch Feuerwiderstandsklassen definiert. Werden an Wände mit Einbauteilen, z. B. mit vorgefertigten Installationselementen, Brandschutzanforderungen gestellt, so ist die Feuerwiderstandsklasse der Wand einschließlich der Einbauteile nachzuweisen. Ein mögliches Einsatzgebiet einer kompletten Brandschutzwand ist ein Krankenhaus, wenn die Vorwandinstallation an einen Rettungsweg angrenzt.
VORWANDINSTALLATION IM TROCKENBAU
Sie wird vor einer Massiv- oder Trockenbauwand raumhoch oder teilhoch installiert. Typischerweise kommen hier selbsttragende Sanitär-Tragständer/Montageelemente (z. B. für WC, WT oder Urinal usw.) zum Einsatz. Diese sind an der rückwärtigen Wand zu befestigen. Umbaut werden diese üblicherweise mit Metallprofilen aus dem Trockenbau, gelegentlich auch mit Kanthölzern oder anderweitigen Konstruktionen.
INSTALLATIONSTRENNWAND IM TROCKENBAU
Sie ist eine nichttragende, innere, raumabschließende Trennwand aus Metallprofilen, die mit Tragständern/Montageelementen sowie Ver- und Entsorgungsleitungen, Lüftungs- und Elektroleitungen vervollständigt wird. Die Installationstrennwand trennt zwei unabhängige Sanitärräume voneinander.
KOMPLETTES INSTALLATIONSSYSTEM VOR- UND INWANDINSTALLATION
Sie bestehen in der Regel, im Gegensatz zu CW- und UW-Profilen einer Metallständerwerk-Konstruktion, aus einem Tragwerk mit einem profilierten Vierkantstab oder U-Profil. Die Verbindung der Vierkantstäbe und Profile erfolgt bestenfalls mit einem werkzeuglosen Verbinder. Das Tragwerk wird kraftschlüssig am Baukörper (Boden, Wand und Decke) verankert. Quertraversen und Montageelemente nehmen die Konsollasten auf und steifen die Konstruktion zusätzlich aus. Aus Tragwerk, Montageelementen und Gipskartonplatten entsteht so eine sehr stabile Wandkonstruktion.
Alle Installationen (Ver- und Entsorgungsleitungen) verschwinden – körperschallentkoppelt – in der Wand. Gleichzeitig können praktische Ablageflächen, Nischen sowie Gestaltungselemente (z. B. Insellösungen, halbhohe Raumteiler usw.) entstehen.
Montageelemente, wie Spülkasten, Bidet oder Urinal, setzt der Installateur einfach in das Tragwerk ein. Anschließend werden die Armaturen gesetzt und die Leitungen (Trink- und Abwasser) an die Verbrauchsstellen angeschlossen. Zum Schluss wird die Konstruktion mit den Paneelen (Gipskartonplatten) beplankt. Vorteile dieser Konstruktion: Es gibt keine gewerkeübergreifenden Schnittstellen, die Gewährleistung liegt in einer Hand. Und die Statik der Bausubstanz bleibt unberührt.
VORGEFERTIGTE LÖSUNGEN
Darunter versteht man spezielle Trockenbau-Register, die industriell in Großserie vorgefertigt „just in time“ auf die Baustelle geliefert werden. Sie sind auf Maß angefertigte, selbsttragende Metallkonstruktionen, die die komplette Gebäudetechnik (Trink- und Abwasserleitungen, Armaturen etc.) aufnehmen. So kann strangweise die komplette Gebäudetechnik in den Bädern – Geschoss für Geschoss – schnell und unkompliziert ausgetauscht werden. Mittlerweile sind Registertechnik, Systembauwände und Sanitärwände auch im Neubau eine Option, um durch industrielle Vorfertigung Bauabläufe zu vereinfachen, zu beschleunigen und die Gebäudetechnik ohne Schnittstellenproblematik zu installieren.
Auch viele SHK-Unternehmen bedienen sich entweder direkt beim Hersteller an vorgefertigten Modulen oder erstellen diese in Eigenleistung. Der große Vorteil liegt dabei in der Optimierung der Arbeitsschritte. An der Werkbank können die Komponenten schnell und einfach vorproduziert werden. Der Transport der Materialien, Bauteile und Verbindungsstücke auf die Baustelle wird minimiert. Es kann unabhängig von Baufortschritt oder Wetter gearbeitet werden.
Auf der Baustelle finden dann lediglich noch das Ausrichten der Bauteile und der Anschluss an die Medienversorgung statt. Durch diese Vorgehensweise können die Bauabläufe zeitlich optimiert werden.
Weiterführende Informationen
Der Bundesverband der Gipsindustrie e. V. (www.gips.de) hat im Februar 2023 das Merkblatt 11 „Einbaurichtlinien für Sanitärinstallationen und -tragständer in Trockenbaukonstruktionen“ veröffentlicht. Dieses Merkblatt ist in Kooperation mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (www.zvshk.de) entstanden und kann unter www.gips.de bei „Downloads“ heruntergeladen werden.
Der Autor
Andreas Braun
Andreas Braun ist staatlich geprüfter Techniker im Fachbereich Gas-, Wasser-, Abwassertechnik und seit 2013 Referent für Sanitärtechnik im Zentralverband Sanitär Heizung Klima