Städtebau & Quartiersentwicklung
News (5.2024): „IW-Wohnindex“ – Mikro-Apartments – Neuer „KlimaPfadfinder“
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Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 5.2024
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Inhalte des Beitrags
Studie zum Mietwohnungen-Engpass des Instituts der deutschen Wirtschaft
ABBILDUNG: INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT
Es werden immer weniger Mietwohnungen angeboten, gleichzeitig bleibt die Nachfrage hoch. Insbesondere in den größten deutschen Städten ist die Lage angespannt, wie der „IW-Report 31: IW-Wohnindex“ für das zweite Quartal 2024 zeigt. In Großstädten wird es immer schwieriger, eine Mietwohnung zu finden. Im Vergleich zu Anfang 2022 wurden im zweiten Quartal 2024 in den sieben größten deutschen Städten 27 % weniger Mietwohnungen angeboten. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage hoch, die Lage auf dem Wohnungsmarkt spitzt sich damit immer weiter zu. Das zeigen neue Ergebnisse des IW-Wohnindex. Am deutlichsten sank die Zahl der inserierten Mietwohnungen in Leipzig, das Angebot hat sich hier halbiert. Bundesweit wurden 18 % weniger Wohnungen inseriert als noch zwei Jahre zuvor. Wer eine Wohnung kaufen statt mieten will, hat bessere Karten: Die Zahl der zum Verkauf inserierten Eigentumswohnungen ist gegenüber Anfang 2022 um zwei Drittel gestiegen. Die Zahl der zum Verkauf stehenden Ein- oder Zweifamilienhäusern hat sich sogar verdoppelt. Doch auch wenn das Angebot stark gewachsen ist, bleibt die Nachfrage verhalten. Der Grund: Die Kaufpreise sind nach wie vor relativ hoch – ebenso die Finanzierungskosten. „Dass sich die potenziellen Käufer so zurückhalten, zeigt, wie groß die finanziellen Belastungen bei der Finanzierung sind“, sagt Studienautor und IW-Immobilienexperte Pekka Sagner. „Wohnraum muss erschwinglicher werden – zielgerichtete staatliche Förderung ist angebracht.“ Das entlaste auch den Mietmarkt: Wer eigentlich ein Eigenheim kaufen möchte, es aufgrund der hohen Finanzierungskosten momentan nicht kann, belege ungewollt eine Mietwohnung. Teil der Lösung sei der Neubau, insbesondere in Ballungsgebieten.
Unter www.iwkoeln.de/studien kann der IW-Wohnindex heruntergeladen werden.
Bundesverband Micro-Living fordert eigenes KFW-Förderprogramm
Angesichts sinkender Baugenehmigungszahlen und immer weniger verfügbaren Wohnungen in den Ballungszentren setzt sich der Bundesverband Micro-Living für eine stärkere Förderung von Mikro-Apartments und der Einführung eines eigenen KfW-Förderprogramms für das Marktsegment ein. Dazu BML-Vorsitzender Michael Vogt: „Viele, vor allem junge Menschen suchen derzeit vergebens nach Wohnraum nahe ihrer Arbeit oder den Universitäten. Diesen Zustand können wir uns als Volkswirtschaft auf Dauer nicht erlauben, vor allem im Wettbewerb mit unseren Nachbarländern. Gut ausgebildete Fachkräfte legen bei der Standortwahl großen Wert auf verfügbaren Wohnraum zu angemessenen Konditionen. Hier müssen wir dringend nachbessern, wenn wir auf Dauer im europäischen Vergleich nicht abgehängt werden wollen.“
Konkret fordert der Branchenverband von der Bundesregierung die Einführung einer eigenen KfW-Förderklasse für den Bau von Mikro-Apartments. „Man kann und sollte Micro-Living nicht mit dem klassischen Wohnen gleichsetzen. Unsere Unternehmen sprechen eine andere Zielgruppe an, richten sich mit ihren Angeboten des kompakten und flexiblen Wohnens an Studierende und Projektarbeiter. Wenn für sie in den Städten mehr geeigneter Wohnraum entsteht, treten sie bei der Wohnungssuche nicht länger in Konkurrenz zu anderen Nutzergruppen wie Familien.“ Damit mehr Mikro-Wohnen entstehen können, brauche es jedoch bessere Förderbedingungen, so Vogt. „Wir halten die KfW-Förderung für das geeignete Instrument, der besonderen Bedeutung des Micro-Livings für die Anforderungen der heutigen Wohnungsmärkte nach zielgruppenspezifischen Wohnangeboten gerecht zu werden“, so der BML-Vorsitzende abschließend.
Weitere Informationen unter:
www.bundesverband-micro-living.de
Sonderveröffentlichung des ISW
ABBILDUNG: INSTITUT FÜR STÄDTEBAU UND WOHNUNGSWESEN, MÜNCHEN
Das Institut für Städtebau und Wohnungswesen, München, hat eine neue Publikation aus der Reihe „Neue Materialien zur Planungskultur“ veröffentlicht. Aufgrund der Bedeutung von Quartieren für die anstehenden Transformationen nehmen thematische Ausrichtung und Programm der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung in Bremen diese als einen zentralen Handlungsraum der Stadtentwicklung in den Blick und befassen sich mit den Erfordernissen und Möglichkeiten einer integrierten, ökosozialen und transformativen Planung in diesem konkreten Wirkungsfeld. Die vorliegende Publikation knüpft an diese Themen- und Fragestellungen auf mehreren Ebenen an. Anders als in der Vergangenheit wird die Beispielsammlung deshalb in einem ersten Teil durch Beiträge zum oben genannten Thema aus lokaler und auch aus internationaler Sicht ergänzt und durch aktuelle Forschungserkenntnisse vervollständigt. Im zweiten Teil der Publikation folgt dann die Sammlung beispielhafter Projekte und Planungen; bundesweit, international und aus Städten verschiedener Größe.
Unter www.isw-isb.de/service/fachliteratur kann die Broschüre heruntergeladen werden.
Förderprogramm des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) hat den Förderaufruf für das Programm „Pilotprojekte – Innovationen im Gebäudebereich“ gestartet. Mit dem Programm wird das BMWSB ausgewählte Pilotprojekte fördern, die experimentelle und marktnahe Ansätze für das klimaneutrale, klimaangepasste, energieeffiziente und ressourcenschonende Bauen erproben. Dafür stellt der Bund 50,6 Mio. Euro bereit. Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: „Deutschlands Bauforschung ist hoch innovativ. Jeden Tag werden neue Materialien erprobt, Robotertechniken verfeinert und digitale Abläufe optimiert. Das sind richtig vielversprechende Lösungen für das klimafreundliche und ressourcenschonende Bauen. Die müssen schnell und, bei Erfolg, skaliert auf die Baustelle kommen. Die Rede ist hier von Projekten für einfach umzubauende, wartungsarme und langlebige Gebäude oder neue Ansätze, wie Baumaterialien wiederverwertet werden können bzw. Leerstand reaktiviert und wohnbar gemacht werden kann. Dieses Förderprogramm ist das erste seiner Art. Mit ihm unterstützen wir die Baubranche, die dabei ist, mittels Digitalisierung und Innovationen, die Kapazitätsauslastung zu erhöhen und tiefgreifenden Problemen wie dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Das, was hier gefördert werden wird, hat das Zeug, sich am Markt durchzusetzen.“ Bewerben können sich Privatpersonen, aber auch Unternehmen, Genossenschaften, Stiftungen und andere Institutionen mit ihren Bauvorhaben. Die Förderung ist offen für verschiedene Gebäudetypologien. Ein wichtiges Kriterium ist die Zusammenarbeit von Bauherren mit Planenden, Forschenden und ggf. weiteren Projektbeteiligten, wie beispielsweise Hersteller- oder Baufirmen. Gefördert werden sowohl die frühen Planungsphasen (ab der Phase 0) als auch die bauliche Umsetzung. Ein Teil der Fördersumme pro Projekt ist für die wissenschaftliche Auswertung des Vorhabens vorzusehen. Das Förderprogramm wird von dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und der Bundesstiftung Bauakademie (BSBA) umgesetzt. Interessierte sind eingeladen, ihre Projektskizze bis zum 12.11.2024 bei der Bundesstiftung Bauakademie einzureichen. Ein Gremium aus Expertinnen und Experten wird die Projekte bewerten und dem BMWSB die für eine Förderung ausgewählten Vorhaben vorschlagen.
Mehr unter:
www.zukunftbau.de/programme/pilotprojekte-innovationenim-gebaeudebereich
Die nächste Generation von Bilanzierungs- und Technik-Tools
ABBILDUNG: INITIATIVE WOHNEN.2050
Bereits kurze Zeit nach der Gründung entwickelte die Initiative Wohnen. 2050 (IW.2050) eigene Excel-Tools. Die CO₂-Bilanzierungs-, Technik- und Finanzierungswerkzeuge bieten den Partnern des Branchen-Zusammenschlusses Unterstützung beim Erstellen einer Klimastrategie. Ein Ziel: Den Zeit- und Personalaufwand für das Generieren objektiver Klimadaten des Bestands zu verringern – für einen niedrigschwelligen Start ins Thema. Im Rahmen eines Relaunches inklusive Aktualisierung wurden nun zwei dieser Werkzeuge vereint. Die User, primär Partnerunternehmen aus der Wohnungswirtschaft sowie deren Verbände, profitieren von dieser Fusion: Der so entstandene „KlimaPfadfinder“ ermöglicht eine ganzheitliche Analyse des Ist-Zustands der Treibhausgas-(THG-) Emissionen, ein vereinfachtes und automatisiertes Cluster des Gebäudebestands sowie das Entwickeln eines unternehmensspezifischen Reduktionspfads. Neu ist u. a. das Einbeziehen von Modernisierungskonzepten für Typgebäude – inklusive Kostenschätzung, was fundiert bei Entscheidungen und Finanzplanungen unterstützen soll. Auf Wunsch der Nutzer ist jetzt eine verbesserte Rückkopplung zwischen Einzelgebäude, Portfolio-Clustern und Gesamtbestand möglich. Die IW.2050 stellt das Excel-basierte Werkzeug in drei Größen bereit – je nach Anzahl der Wohneinheiten des Gebäudebestands. Dies sorgt für eine möglichst hohe Berechnungsgeschwindigkeit. Weitere Vorteile: Die Nutzer können durch zahlreiche Parameter-Voreinstellungen ohne großen Aufwand zu ersten Ergebnissen kommen. Vorgegebene Werte machen es zudem möglich, das Fehlen eigener Daten zu kompensieren. Je nach Kenntnisstand können die Vorgaben von den Anwendern individuell angepasst werden. Bei Bedarf erlauben zahlreiche Dropdown-Menüs eine kleinteilige Differenzierung. Situativ bedingt sorgt der „KlimaPfadfinder“ somit sowohl für einen höheren Detailierungs- als auch Abstraktionsgrad. Die Auswertungsmöglichkeiten sind vielfältig: Ein Dashboard erlaubt es, das Ergebnis der THG-Ist-Analyse nach Energieträgern, Ort und Quartier zu gliedern. Eine Ergebnispräsentation kann direkt exportiert werden – tabellarisch aufgeschlüsselt in einzelne Scopes. Treibhausgase werden in ihre einzelnen Bestandteile aufgeschlüsselt. Neu: darunter nun auch biogene CO₂-Emissionen. Dies kommt der Offenlegungspflicht gemäß CSRD entgegen.
Weitere Informationen:
www.iw2050.de
Buchvorstellung
Piazza Spinelli: Übungsraum für die Stadt
Hg.: Sally Below, Christopher Dell
JOVIS Verlag, Berlin, 2024
320 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-98612-067-2
39,00 €
ABBILDUNG: JOVIS VERLAG
An der Schnittstelle zwischen Stadtentwicklung und Netzwerkarbeit hält Piazza Spinelli ein überzeugendes Plädoyer für eine neue Planungskultur. Auf der Grundlage jahrelanger Erfahrungen in einem Konversionsprozess in Mannheim-Käfertal untersuchen Sally Below und Christopher Dell gemeinsam mit Experten unterschiedlicher Disziplinen, wie sich bauliche Bestände lokal verankert weiterdenken und -entwickeln lassen. Am Beispiel des Spinelli Frei-RaumLabs, einem Netzwerk von Institutionen, Kirchengemeinden und Verwaltung, zeigt dieses Buch, wie aus institutionsübergreifenden Verhandlungen, Umnutzungskonzepten, dem Erzeugen von Öffentlichkeit und Interventionen im Maßstab 1 : 1 eine kooperative Methodik zum Umgang mit komplexen städtischen Situationen geschaffen werden kann.