Kosten & Finanzierung
Modulbau in Leverkusen: Schnelle Nachverdichtung
Foto (Header): © ALHO HOLDING GMBH
Die Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL) ist das kommunale Wohnungsunternehmen der Stadt Leverkusen. Mit ihren rund 7.000 Wohneinheiten stellt die Gesellschaft dem städtischen Wohnungsmarkt ein breit gefächertes Angebot zur Verfügung, das ständig vergrößert wird – nun erstmals in moderner und qualitativ hochwertiger Modulbauweise.
Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 1.2020
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Als im Oktober 2018 das erste ALHO Raummodul auf der Baustelle Zschopaustraße am Kran hängend eingeflogen wurde, feierten WGL, die Stadt Leverkusen und ALHO ein kleines Fest: Denn was hier stattfand, war selbst für einen Wohnungsbau-Profi mit jahrzehntelanger Erfahrung wie der WGL ein Novum und der Startschuss für das erste modulare Wohngebäude der Stadt.
Der Neubau ist ein klassisches Projekt innerstädtischer Nachverdichtung, wie es angesichts der Wohnungsknappheit derzeit von vielen deutschen Städten angestrebt wird, in der hier erlebten Schnelligkeit tatsächlich aber nur in Modulbauweise realisiert werden kann: Knapp ein Jahr nur dauerte der Bau des modernen, viergeschossigen Wohnkomplexes – und zwar vom Tag der Auftragsvergabe bis zur Übergabe der 36 Wohneinheiten. ALHO übernahm dabei zuerst die Planung des Gebäudes und nach gewonnener Ausschreibung als Generalübernehmer auch dessen Realisierung sowie das Engineering der durch die Bauherrin erstellten massiven Teilunterkellerung. „Der angespannte Wohnungsmarkt insbesondere auch in Leverkusen verlangt nach wirtschaftlich und vor allem schnell umzusetzenden Neubauten“, sagt Wolfgang Mues, Geschäftsführer der WGL. „Die serielle Bauweise mit Raummodulen aus Stahl ist für diese Zwecke geradezu prädestiniert. Noch während der Kellerrohbau erstellt wurde, konnten im Werk die Raummodule vorgefertigt werden. Diese Parallelität bei der Bauausführung bringt einen weiteren, enormen Zeitvorteil mit sich.“ Generell dauert eine Modulmontage nur wenige Tage. Anschließend werden die modulübergreifenden Verbindungen geschaffen, das Dach und die Fassade montiert. Der jeweilige Vorfertigungsgrad entscheidet dann darüber, wie schnell die Ausbaugewerke vorankommen. Sicher ist immer: Zeitaufwand, Schmutz- und Lärmbelästigung werden dabei auf ein Minimum reduziert. Gerade bei innerstädtischen Nachverdichtungsprojekten und beim Bauen im Bestand ein erheblicher Vorteil.
Individuelle Architektur, die sich der Umgebung anpasst
Modular errichtete Wohngebäude von ALHO können als kubische Punkthäuser mit flachem Dach, als langgestreckte Flachdachriegel entlang der Straße oder um einen Innenhof herum gruppiert werden. Sogar Grundrisse außerhalb des orthogonalen Rasters und mit Satteldächern versehen sind möglich. Viele inzwischen realisierte Wohnbauten zeigen diese Bandbreite.
Im attraktiven Leverkusener Stadtteil Rheindorf – zwischen Rheinufer, Wupperzufluss und dem seenreichen Freizeitareal Voigtslach gelegen – besitzt und verwaltet die WGL bereits mehrere Wohngebäude aus den 1950er- und 1960er-Jahren und sieht dort durchaus Potenzial für weitere Entwicklungen. Von der Deutschen Bahn AG konnte die WGL ein Grundstück für ihre Nachverdichtungspläne erwerben, das jahrelang für den Bau einer Bahntrasse freigehalten worden war, nun aber bebaut werden durfte: „Besonders großen Wert legten wir auf eine lebendige Fassadengliederung durch Vor- und Rücksprünge sowie vorgesetzte Balkone. Das Farbkonzept wurde durch die Bauabteilung der WGL intern erarbeitet und nimmt Bezug auf unsere bereits modernisierten Gebäude in der Nachbarschaft. Die Gebäude sollen als Neubauten zu erkennen sein, jedoch die Architektursprache des Gebäudebestandes aufnehmen und sich harmonisch in die Umgebung und das Grün einfügen. Mit ALHO ist das sehr gut gelungen“, erläutert Wolfgang Mues.
Vitaler Wohnungsmix für die Bedürfnisse im Viertel
Wann immer Neubauten mit vielen identischen Nutzungseinheiten erstellt werden, ergibt der Einsatz von seriell hergestellten Moduleinheiten Sinn. Mit der freitragenden Stahlkonstruktion der Raummodule ohne tragende Innenwände sind Raumgrößen und Grundrisse auf jeder Etage unabhängig voneinander möglich und zu einem sehr vitalen Wohnungsmix kombinierbar. Und auch später noch können Grundrisse jederzeit flexibel verändert werden. Wohnungsbaugesellschaften können so ihr Raumangebot exakt nach dem jeweiligen Bedarf des Wohnungsmarkts sowie den Bestimmungen ausrichten, die für den geförderten Wohnungsbau gelten und genießen dabei große Planungssicherheit. „Durch den hohen Grad der Flexibilität der Raummodule konnten die Vorgaben der Architektur sowie die Auflagen der Bewilligungsbehörden für den öffentlichen Wohnungsbau problemlos eingehalten werden“, bestätigt Mues. Im Falle des Neubaus Zschopaustraße bedeutete das für ALHO, die Entwurfsplanung exakt dem geforderten Wohnungsmix von zwölf 2-Zimmer-Wohnungen à 61,47 m², zwölf 3-Zimmer-Wohnungen à 74,02 m² sowie zwölf 4-Zimmer-Wohnungen à 96,69 m² auf die rund 2.800 m² Wohnfläche anzupassen und die dafür nötigen Module im Sinne des seriellen Entwurfsgedankens in ein gleichmäßiges Modulraster einzubinden.
84 Module wurden nach dieser Planung präzise im Werk vorgefertigt. Alle Wohnungen sind mit 1 m breiten Türen, ausreichend Bewegungsfläche, schwellenlosen Balkonübergängen und bodengleich gefliesten Duschen barrierefrei gestaltet. Ihre Ausstattung erfolgte nach dem Ausbaustandard der WGL und konnte zu einem sehr hohen Grad im ALHO Werk vorgefertigt werden. Die Raummodule für die Bäder sogar zu 100 %. Die Gliederung des Baukörpers in drei separat erschlossene Bereiche erforderte die Integration dreier Erschließungszonen im Gebäude. Auch hier war die serielle Vorfertigung der Raummodule klar von Vorteil, denn die Treppenläufe und sogar die Aufzugskerne wurden ab Werk in die Module integriert.
Innovative Energieversorgung der Mieter
Die WGL will nachhaltig arbeiten, sieht Wohnungen als längerfristiges Wirtschaftsgut und legt dementsprechend Wert auf eine innovative Energieversorgung ihrer Gebäude: Als Energieträger für die Heizungs- sowie Warmwasseraufbereitung steht in Rheindorf Fernwärme aus dem Leverkusener Müllheizkraftwerk zur Verfügung. Das Dach des 68 m langen Gebäuderiegels stellte die WGL der Energieversorgung Leverkusen (EVL) für die Installation einer Photovoltaikanlage zur Verfügung, deren Ertrag den Mietern über ein sogenanntes „Photovoltaik-Mieterstrommodell“ zugutekommt. Die Vermarktung des PV-Stroms erfolgt dabei ausschließlich durch den Energieerzeuger. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. „Durch den Entfall der Netzentgelte kann so der Strompreis für einen durchschnittlichen Verbrauch pro Haushalt und Jahr um bis zu 100 Euro reduziert werden“, freut sich Wolfgang Mues.
Weitere Informationen unter: www.alho.com