Städtebau & Quartiersentwicklung
News (4.2021): Mietpreisanstiege – Nachhaltige Baustellen – Projekt Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren
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Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 4.2021
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Inhalte des Beitrags
Mietpreisanstiege seit 2018 deutlich gebremst
IVD-Research hat bundesweite Preisdaten und Daten aus 14 Großstädten des Statistischen Bundesamts (Destatis), des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBSR), des unabhängigen Forschungsinstituts F+B und eigene Daten verglichen. Ergebnis: Seit 2018 steigen die Mieten zum Teil deutlich langsamer als in den Jahren zuvor. Das ist ein Trend, den alle Institute verzeichnen.
Deutschlandweit weist das Institut F+B für die Jahre 2019 und 2020 ein moderates Wachstum der Bestandsmieten von 1,4 beziehungsweise 1,2 % aus. Der Trend deckt sich mit dem Mietindex (Bestands‑, Neu- und Wiedervermietungen) von Destatis und den Daten der IVD-Experten. IVD-Research ermittelte 2020 für Bestandswohnungen (Neuvertragsmieten) einen Mietenanstieg von 2,6 %. Im Jahr 2017 waren die Mieten noch um 3,8 % gestiegen.
Für IVD-Präsident Jürgen Michael Schick ist das Bild eindeutig: „Die mediale und politische Darstellung der Mietpreisanstiege in Deutschland geht zum großen Teil an der Realität vorbei. In den vergangenen Jahren war ein stark abgeschwächtes Mietenwachstum im Rahmen der Inflationsrate zu verzeichnen, eine eindeutige Folge der verstärkten Neubauanstrengungen. Der IVD erwartet, dass dieser Trend anhält.“
Der im Jahr 2011 begonnene Anstieg bei den Baufertigstellungszahlen hat sich auch 2018 bis 2020 weiter fortgesetzt. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 306.376 Wohnungen fertiggestellt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 4,6 % mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2018 wurden 287.000 und im Jahr 2019 rund 293.000 Wohnungen fertiggestellt. „Die Angebotsausweitung ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie zeigt derzeit gerade in Großstädten und angespannten Wohnungsmärkten ihre Wirkung, weshalb der Ruf nach weiteren staatlichen Preiseingriffen aktuell jeder Faktengrundlage entbehrt“, so das Fazit von Schick.
www.ivd.de
Nachhaltige Baustellen
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat ein neues Zertifizierungssystem für nachhaltige Baustellen entwickelt. Die ersten Auszeichnungen wurden im Rahmen des Tags der Bauindustrie am 10. Juni 2021 virtuell übergeben. Als Planungs- und Managementtool hilft die Zertifizierung bei der Qualitätssicherung und Risikominimierung auf der Baustelle. Im Fokus stehen der Ressourcenschutz, Gesundheit und Soziales sowie die Kommunikation mit der lokalen Öffentlichkeit. Die Zertifizierung ist einsetzbar bei Hoch- und Tiefbauprojekten und wird prozessbegleitend während der gesamten Baustellenabwicklung angewandt. Zielgruppe des neuen Angebots sind Bauherren, Kommunen und Bauunternehmen.
Die Grundlage der Auszeichnung bildet ein DGNB Vorzertifikat, das zu Projektbeginn erworben wird und die wesentlichen Vorgaben für das Baustellenmanagement festlegt. Nach erfolgreicher Abwicklung und bei kontinuierlicher Einhaltung der Nachhaltigkeitsanforderungen wird das DGNB Zertifikat für nachhaltige Baustellen vergeben. Dabei gibt es – anders als bei anderen Varianten der DGNB Zertifizierung – in der Bewertung keine Abstufungen in Platin, Gold und Silber.
Zielgruppen der bei Hoch- und Tiefbauprojekten gleichermaßen anwendbaren Zertifizierung sind in erster Linie Bauherren, Kommunen und Bauunternehmen.
Alle Informationen zur DGNB Zertifizierung von nachhaltigen Baustellen gibt es online unter www.dgnb.de/baustelle. Dort gibt es auch die Möglichkeit, die gesamten Kriterien als PDF-Dokumente kostenlos anzufordern.
Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren
Für belebte und zukunftsfähige Innenstädte bedarf es innovativer Konzepte und Handlungsstrategien.
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Im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) setzt das Bundesinstitut für Bau‑, Stadt- und Raumforschung (BBSR) das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ um. Städte und Gemeinden sind aufgerufen, dem BBSR bis zum 17.09.2021 Projektvorschläge für innovative Konzepte und Handlungsstrategien zur Stärkung der Resilienz und Krisenbewältigung einzureichen. Viele Städte und Gemeinden sind von tiefgreifenden Veränderungen in ihren Innenstädten, Stadt- bzw. Ortsteilzentren und Ortskernen betroffen. Das gilt vor allem für einen anhaltenden Strukturwandel im Einzelhandel. Aber auch andere Nutzungen im Tourismus und im Gastgewerbe, von Kultureinrichtungen oder in Kirchen, gewerbliche Nutzungen und die Wohnnutzung sind zum Teil in ihren jetzigen Angebots- und Betriebsformen nur noch gering gefragt oder nicht mehr tragfähig. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie beschleunigen diese strukturellen Entwicklungen zusätzlich und decken die drängenden Handlungsbedarfe auf. Es bedarf zum Teil erheblicher funktionaler, städtebaulicher und immobilienwirtschaftlicher Anpassungen in den Innenstädten, Stadt- und Ortsteilzentren, um die generelle Funktion dieser Handlungsräume für die Gesamtstadt langfristig zu sichern.
Neben vielen Herausforderungen bietet der anstehende Transformationsprozess aber auch vielfältige Chancen, die es zu erkennen und in guten Lösungen umzusetzen gilt. Eine Neuorientierung von bislang stark einzelhandelsgeprägten Quartieren und Handlungsräumen hin zu neuen multifunktionalen Nutzungen mit einer Vielzahl von Akteuren eröffnet ganz neue Möglichkeitsräume. Das BMI möchte im Rahmen des Projektaufrufs „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ Städte und Gemeinden modellhaft bei der Erarbeitung von innovativen Konzepten und Handlungsstrategien und deren Umsetzung fördern. Im Kontext der Strategieentwicklung können somit im Sinne von Reallaboren auch konkrete Einzelmaßnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Innenstädte bzw. Zentren unterstützt werden. Ziel ist es, Städte und Gemeinden bei der Bewältigung akuter und auch struktureller Problemlagen („Verödung“) in den Innenstädten, Stadt- und Ortsteilzentren zu unterstützen, indem diese als Identifikationsorte der Kommune zu multifunktionalen, resilienten und kooperativen Orten (weiter)entwickelt werden.
Für dieses Bundesprogramm stehen insgesamt 250 Mio. Euro für Programmbegleitung und Vorhaben bis 2025 zur Verfügung. Die Mittelbereitstellung steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des (zukünftigen) Haushaltsgesetzgebers.
www.bbsr.bund.de
Gute Bürgerbeteiligung bei Großprojekten
Die Richtlinie VD-IMT 7001 gibt praxisnahe Hinweise zur Kommunikation und Bürgerbeteiligung bei der Durchführung von Großprojekten.
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Infrastrukturprojekte sorgen in der Öffentlichkeit schon seit Jahrzehnten immer wieder für ausgiebige Diskussionen und teilweise massive Proteste. Wie können die beteiligten Akteure und Ingenieure gemeinsam gesellschaftliche Lösungen für die Umsetzung von längst notwendigen Großprojekten der nächsten Jahrzehnte erreichen? Die Richtlinie VDI-MT 7001 gibt praxisnahe Hinweise zur Kommunikation und Bürgerbeteiligung bei der Durchführung von Infrastrukturprojekten unter Berücksichtigung der HOAI-Leistungsphasen in der Ingenieurplanung.
Die Zeiten, in denen große Bauprojekte an der Bevölkerung vorbei zu planen und durchzuführen waren, sind vorbei. Es ist mittlerweile zwingend erforderlich, die Öffentlichkeit stärker bei der Planung solcher Vorhaben einzubeziehen. Die entsprechende Kommunikation will professionell und geplant vorgenommen werden, um nicht ein unnötiges Problemfeld für ein Projekt zu schaffen. Dies erfordert ein konzertiertes Vorgehen der verschiedenen Baubeteiligten: Klare Strukturen und eine gemeinsame Linie sorgen dafür, dass die Inhalte überzeugend vermittelt werden und die Bürger konstruktiv mit einbezogen werden können.
Die VDI-MT 7001 liefert Informationen, Daten und Maßnahmen für die Kommunikation und die Beteiligung der Öffentlichkeit. Dies ist ein Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden und der gemeinschaftlichen Übereinkunft, und dient zugleich der Vermeidung kostspieliger und zeitraubender Konflikte. Die Richtlinie bietet einen Handlungsrahmen, innerhalb dessen konstruktive Maßnahmen im Vorfeld, während der Durchführung und nach Abschluss des Projektes ergriffen werden können. Sie ist anwendbar auf unterschiedliche Bauprojekte, von der Energie- und Verkehrsinfrastruktur über die Bereiche Landschaft und Forst bis hin zu Projekten aus der Arbeitswelt und der Produktion.
Herausgeber der Richtlinie VDI-MT 7001 „Kommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung bei Bau- und Infrastrukturprojekten – Standards für die Leistungsphasen der Ingenieure“ ist die VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (GBG). Die Richtlinie ist im Juni 2021 als Weißdruck erschienen und ersetzt den Entwurf von März 2014.
Onlinebestellungen sind möglich unter:
www.vdi.de/7001 oder www.beuth.de
Kommunale und interkommunale Gestaltungsbeiräte
Für neue, aber auch bestehende kommunale und interkommunale Gestaltungsbeiräte in den Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg kann beim Land eine finanzielle Unterstützung bis Ende 2023 beantragt werden.
Interessierte Städte, Gemeinden oder interkommunale Träger, wie Verwaltungsgemeinschaften oder Landkreise, können ihren Förderantrag bis spätestens 30.09.2021 beim Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg einreichen. Gefördert werden seit dem Jahr 2015 der Aufbau oder die Weiterentwicklung von Gestaltungsbeiräten sowie die begleitende Öffentlichkeitsarbeit über die Tätigkeit von Gestaltungsbeiräten. Seitdem haben bereits 36 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg eine Förderung erhalten. Insgesamt wurden den Zuwendungsempfängern über 800.000 Euro an Landesmitteln zur Verfügung gestellt.
Ein Gestaltungsbeirat ist ein unabhängig beratendes Sachverständigengremium mit Mitgliedern unterschiedlicher bau- und planungsverbundener Disziplinen. Die Expertinnen und Experten beraten vor Ort über städtebaulich und bau- oder lokalgeschichtlich bedeutende Bauvorhaben. Sie tragen Sorge dafür, dass alle Aspekte und Interessen des Planens und Bauens berücksichtigt und im Sinne einer guten Baukultur untereinander abgestimmt werden. Über die Arbeit des Beirats soll die Öffentlichkeit laufend informiert werden. Die verschiedenen Interessen von Öffentlichkeit, Verwaltung, Politik und Bauherrschaft sollen so ausgeglichen und die lokale Baukultur gefördert werden.
Weitere Informationen zum Antragsverfahren sowie die Antragsformulare finden Sie unter:
wm.baden-wuerttemberg.de