Städtebau & Quartiersentwicklung
News (6.2023): Gemeinschaftsstudie „Nachhaltigkeitsrendite“ – Methode – Material – Konstruktion – Bauverordnung
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Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 6.2023
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Nachhaltigkeitsrenditen der kommunalen Investitionen wirkungsorientiert erzielen
Bild: DIFU
Für viele Kommunen stellt sich heute nicht mehr die Frage, ob sie ihr Verwaltungshandeln am Prinzip der Nachhaltigkeit ausrichten sollen, sondern vielmehr darum, wie sie das tun. Da das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens global betrachtet kaum noch gehalten werden kann, werden die Folgewirkungen der übermäßigen Treibhausgasemissionen der letzten Jahrzehnte auch in deutschen Kommunen immer spürbarer. Die regional zum Teil erheblich variierenden Auswirkungen des Klimawandels müssen dabei auch in ihren Wechselwirkungen mit sozialen Einkommensungleichheiten in der Bevölkerung sowie fiskalischen Disparitäten im Städtevergleich problematisiert werden. Um diese vielschichtigen Herausforderungen zu bewältigen, stehen Städte und Gemeinden vor der Aufgabe, neue Governance-Formen und Steuerungsansätze zu entwickeln. Aus Sicht der Kämmereien und Finanzdezernate muss dazu das Management einer an Nachhaltigkeitszielen orientierten Transformation nicht nur durch hinreichende Budgets hinterlegt sein, sondern auch mit geeigneten haushalterischen Instrumenten flankiert werden.
Nachhaltigkeitshaushalt
Eine ganze Reihe von Kommunen in der Bundesrepublik hat bereits erste Erfahrungen mit dem Instrument des sogenannten Nachhaltigkeitshaushalts gesammelt. Um die Wirkungsorientierung des Haushalts zu erhöhen, werden darin systematisch Nachhaltigkeitsziele verankert. Ergänzend dazu hat das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) zusammen mit neun Kommunen aus Nordrhein-Westfalen, der NRW-Bank und dem Städtetag NRW im Rahmen der Gemeinschaftsstudie „Nachhaltigkeitshaushalt und Nachhaltigkeitsrendite“ das Instrument der „Nachhaltigkeitsrendite“ entwickelt. „Während der Nachhaltigkeitshaushalt dabei als ganzheitliches Werkzeug zur wirkungsorientierten Haushaltssteuerung zu verstehen ist, legt die Nachhaltigkeitsrendite den Fokus auf einzelne Investitionsmaßnahmen“, so Difu-Projektmitarbeiter Oliver Peters.
Das Modell der Nachhaltigkeitsrendite stützt sich auf theoretische Grundüberlegungen einer ökonomischen Rendite. Um die Rendite für ein Projekt zur Stärkung der nachhaltigen Stadtentwicklung zugänglich zu machen, wird unter einer Nachhaltigkeitsrendite – anders als bei einer klassischen finanzwirtschaftlichen Rendite – eine mehrdimensionale Größe verstanden. Die Nachhaltigkeitsrendite berücksichtigt die drei etablierten Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Im Zentrum steht eine indexbasierte Bewertung der Wirkungen einzelner Investitionen auf relevante SDGs für Kommunen.
Die Anwendung der Nachhaltigkeitsrendite wurde bisher beispielhaft an zwei kommunaltypischen Investitionsmaßnahmen erprobt: einem Schulneubau in konventioneller versus nachhaltiger Bauweise und einer Ersatzbaumpflanzung im Stadtpark versus einer Straßenbaumpflanzung in einem hochverdichteten und sozial benachteiligten Quartier.
Der Abschlussbericht der Studie und ein entsprechendes Excel-Tool stehen den Kommunen nun auf der Webseite des Difu unter www.difu.de/18083 zur Verfügung.
Sortenrein Bauen
Baustelle
Bild: Fotograf
Dieses Handbuch erläutert, wie Planen und Bauen nach dem Kreislaufprinzip gelingt. Es zeigt die Geschichte und Gegenwart der kreislaufgerechten Architektur auf und analysiert die Grundlagen des sortenreinen Bauens mit Blick auf Methodik, Material und Konstruktion. Füge- und Verbindungstechniken werden dabei ebenso thematisiert wie die Materialwahl generell und die Lebenszyklen einzelner Schichten samt ihren Funktionen. Der umfangreiche Detailkatalog dokumentiert beispielhafte Anwendungen und Anschlüsse, die nach Materialien gegliedert sind.
Stellplatzpflicht verteuert Neubauten
Wer Häuser und Wohnungen baut, muss auch Stellplätze schaffen, so sehen es regionale Verordnungen vor. Die berücksichtigen aber nicht, was tatsächlich gebraucht wird, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) – und treiben Kosten und Flächenverbrauch unnötig in die Höhe.
Bauen in Deutschland ist teuer. Ein besonders großer Kostentreiber sind Stellplätze: Die sogenannten Stellplatzverordnungen verpflichten Bauherren, bei neuen Immobilien auch Plätze für Autos zu schaffen, egal, ob die Bewohner den Stellplatz brauchen oder nicht. Das treibt den Preis für Neubauwohnungen mit Tiefgarage um zehn Prozent nach oben, wie eine neue IW-Studie zeigt.
Bundesweit unterscheidet sich der Stellplatz-Bedarf erheblich: Ein durchschnittlicher Haushalt in einer deutschen Großstadt besitzt 0,8 Autos, auf dem Land dagegen 1,6 Pkw. Die kommunalen Stellplatzverordnungen unterscheiden aber in der Regel nicht nach Bedarf. Auch spielt es keine Rolle, wo die Wohnung liegt und ob die künftigen Bewohner deshalb ein Auto haben oder Besorgungen doch eher mit U-Bahn oder Lastenrad erledigen.
Für die Studie „Stellplätze im Wohnungsbau“ wurde auf Basis der Daten der Mobilität in Deutschland, einer großen Befragung im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums, untersucht, wie groß der tatsächliche Bedarf an Stellplätzen ist. Mithilfe eines Modells haben die IW-Forscher dafür Faktoren wie die Anbindung an den ÖPNV, die Familiengröße und den finanziellen Status miteinbezogen. Auftraggeber der Studie ist BPD Immobilienentwicklung GmbH.
Die Studie steht unter www.iwkoeln.de/studien kostenlos zum Download zur Verfügung.