Flachdächer und Dachterassen im Holzbau: Einflussgrößen auf die Schalldämmug

Flachdächer und Dachterassen im Holzbau: Einflussgrößen auf die Schalldämmug

Titelthema

Flachdächer und Dachterassen im Holzbau: Einflussgrößen auf die Schalldämmug

Text: Andreas Rabold, Camille Châteauvieux-Hellwig & Stefan Bacher | Foto (Header): © BRIZMAKER – stock.adobe.com

Bei der Planung von modernen Büro- und Wohngebäuden ist vor allem im Bereich der mehrgeschossigen Bauweise i. d. R. ein Flachdach oder ein flach geneigtes Dach mit ausgebautem Dachgeschoss vorgesehen. Im Bereich des Schallschutzes variieren die Ansprüche je nach Ausführung und Nutzung des Dachelements als reines Dachelement oder als begehbare Dachterrasse. Das ift Rosenheim hat in einem Projekt die Einflussgrößen auf die Schalldämmung untersucht und als Ergänzung zur DIN 4109 Planungsunterlagen zur Verfügung gestellt.

Auszug aus:

Planungsdaten, insbesondere für Konstruktionen in Holzbauweise, die den bauakustischen Ansprüchen entsprechen, sind nur sehr bedingt verfügbar. So wurden auch in der aktuellen DIN 4109 [1] nur drei Aufbauten für leichte Flachdächer berücksichtigt. Geeignete Aufbauten für Dachterrassen und Loggien sowie Konstruktionen mit Massivholzelementen fehlen ganz.

Neben den statischen und bauphysikalischen Anforderungen werden im Bereich von Dachterrassen (wie auch für Loggien) häufig zusätzliche Vorgaben, wie Lattenroste oder Betonplatten als Gehbelag, gemacht, die nur eine geringe Entkopplung ermöglichen. Auch die Zielsetzung einer möglichst niedrigen Stufe zwischen Wohnbereich und Dachterrasse im Zuge einer barrierefreien Ausführung stellt eine zusätzliche Herausforderung dar.

In einem aktuellen Projekt [2] wurden deshalb Untersuchungen an praxisnahen Dachaufbauten durchgeführt, um die Einflussgrößen auf die Schalldämmung von Flachdächern und leicht geneigten Dächern beschreiben und Planungsunterlagen gut geeigneter Konstruktionen zur Verfügung stellen zu können.

Konstruktive Einflüsse

Zur Untersuchung der konstruktiven Einflüsse wurden zunächst die gängigsten Dachkonstruktionen mit ihren Varianten in den Bauteilkomponenten erfasst. Darauf aufbauend wurde in enger Abstimmung mit den Projektpartnern eine Prüfmatrix erstellt, die folgende Bauteilvarianten berücksichtigt:

  • Dachtypen: Flachdächer, Dachterrassen, leicht geneigte Dächer
  • Elementtypen: Balken/Sparrenelemente, Massivholz Flächen‑, Rippen- oder Kastenelemente
  • Dämmweise: Aufsparrendämmung, Zwischensparrendämmung
  • Dämmungstyp: EPS, PUR, Holzfaser, Vakuumpaneele
  • Eindeckung/Belag: Blechdach, Gründach, Kiesdach, Betonplatten, Lattenrost

Durch vergleichende Messungen konnte für die verschiedenen Aufbauten die Verbesserung der Luft- und Trittschalldämmung durch die einzelnen Maßnahmen ermittelt werden. Nachfolgend werden diese für die Grundkonstruktion, zusätzliche Unterdecken und unterschiedliche Dachaufbauten gezeigt.

1 | Flachdächer aus Sparren- oder Massivholzelementen mit unterschiedlichen Aufbauten:
a) 50 mm Kies, Unterdecke mit Federschienen, 12,5 mm GKF und 40 mm Faserdämmstoff
b) 40 mm Betonplatten, 30 mm Splitt, Unterdecke mit Federschienen, 12,5 mm GKF und 40 mm Faserdämmstoff
c) 40 mm Betonplatten, > 40 mm Stelzlager, 12 mm Baulager, Splittfüllung im Element
d) 26 mm Dielen, 44 mm Kantholz, 12 mm Baulager, 40 mm Splitt und Betonplattung (unter Baulager)

ABBILDUNG: IFT ROSENHEIM

2 | Flachdächer aus Massivholz-Kastenelementen, EPS-Aufdachdämmung, Dachabdichtung und Betonplatten im Kiesbett:
a) Kastenelement mit 50 kg/m² Splittfüllung
b) Akustikelement mit 50 kg/m² Splittfüllung

ABBILDUNGEN: IFT ROSENHEIM

Dachkonstruktionen

Sichtbare Tragkonstruktionen können mit Sichtsparrendächern, Dachelementen aus Massivholzelementen (Brettsperrholz‑, Brettschichtholz‑, Brettstapelelemente) oder Rippen- und Kastenelementen realisiert werden. Diese einschaligen Bauweisen der Grundkonstruktionen erfordern für schalltechnisch hochwertige Ausführungen Zusatzmassen in Form einer Beschwerung in oder auf dem Element. Alternativ kann durch eine (entkoppelte) Unterdecke die Luft- und Trittschalldämmung verbessert werden. Konstruktions- und Ausführungsvarianten sind in Abbildung 1 dargestellt.

Massivholzelemente werden auch als Akustikelemente eingesetzt. Um zu überprüfen, inwieweit die Akustiklochung einen Einfluss auf die Schalldämmung des Dachelementes hat, wurde ein direkter Vergleich bei sonst gleichem Aufbau durchgeführt (siehe Abbildung 2). Die Ergebnisse zeigen eine gute Übereinstimmung.

Dämmung

Nicht druckbelastete Dämmstoffe zwischen den Sparren und in der Unterdecke wirken schallabsorbierend, indem Schallenergie durch Reibung an und zwischen den Dämmstofffasern in Wärmeenergie umgewandelt wird. Hierzu ist eine offenzellige Struktur des Dämmstoffs erforderlich, die der Schallwechseldruckwelle einerseits ein Eindringen ermöglicht und andererseits einen genügend großen Widerstand entgegensetzt. Eine gute schallabsorbierende Wirkung wird mit Dämmstoffen erreicht, deren längenbezogener Strömungswiderstand r zwischen 5 kPa s/m² und 50 kPa s/m² liegt [1]. Dies kann sowohl mit Faserdämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen als auch mit konventionellen Dämmstoffen erreicht werden. Geschlossenzellige Dämmstoffplatten (z. B. Hartschaumplatten) sind nicht geeignet.

Druckbelastete Aufdachdämmungen haben neben der absorbierenden Wirkung auch die Aufgabe der Entkopplung. Bei Steildächern werden hierzu bei Dachkonstruktionen mit Schallschutzanforderungen häufig Faserdämmplatten eingesetzt. Dies ist auch bei flach geneigten Dächern mit Blecheindeckung möglich. Bei Flachdächern werden aufgrund der höheren Belastung meist Hartschaumdämmplatten verwendet. Diese verhalten sich aufgrund ihrer hohen Steifigkeit, der geringen Rohdichte und der fehlenden Absorption zunächst ungünstig. Wie Abbildung 3 zeigt, unterscheidet sich das bewertete Schalldämm-Maß RW des Aufbaus b) mit 200 mm EPS-Aufdachdämmung (RW = 38 dB) kaum vom Grundelement (Aufbau a) mit RW = 37 dB. Die EPS-Aufdachdämmung hat also keine verbessernde Wirkung auf den Einzahlwert. Auch frequenzabhängig erkennt man erst ab 500 Hz eine Verbesserung gegenüber dem Grundelement. Dies kommt hier besonders deutlich zum Vorschein, da auch die Betonplatten auf Stelzlagern durch die Verlegefuge keinen Beitrag zur Luftschalldämmung leisten. Gleiches gilt für die Ausführung mit Vakuum-Paneelen, die gerne für barrierefreie Übergänge zur Dachterrasse eingesetzt werden. Eine deutliche Verbesserung wird erst durch eine Beschwerung des Dachelementes erreicht, wie dies in Aufbau d) durch eine Splittfüllung des Massivholz-Rippenelementes erfolgte. Durch die Beschwerung wird das Element bedämpft und die Resonanz der Dämmplatten zu tieferen Frequenzen verschoben (von 250 Hz auf 125 Hz).

Ein Dämmstoffvergleich zwischen EPS- und PUR-Aufdachdämmplatten wird in Abbildung 4 für die Trittschallübertragung dargestellt. Auch hier ist der Einfluss der Hartschaumdämmplatte gering. Die etwas weichere EPS-Platte ergibt geringfügig bessere Werte.

3 | Einfluss der Aufdachdämmung auf das Schalldämm-Maß von Flachdachaufbauten. Der Aufbau oberhalb der Dämmplatte (hier: 40 mm Betonplatten, Stelzlager, Baulager, Dachabdichtung) ist für die Luftschallübertragung aufgrund der Fugen zwischen den Betonplatten nicht maßgebend.
a) Dachelement ohne Aufbau, RW = 37 dB
b) Dachelement mit 200 mm EPS und Betonplatten auf Stelzlager, RW = 38 dB
c) Dachelement mit 58 mm Vakuum-Paneel und Betonplatten auf Stelzlager, RW = 37 dB
d) Dachelement mit Splittbeschwerung im Element, 200 mm EPS und Betonplatten auf Stelzlager, RW = 51 dB

ABBILDUNG: IFT ROSENHEIM

4 | Einfluss der Aufdachdämmung auf das Schalldämm-Maß von Flachdachaufbauten
a) Ln, w = 44 dB
b) Ln, w = 45 dB
c) Ln, w = 46 dB

ABBILDUNGEN: IFT ROSENHEIM

Abdichtung, Dachdeckung und Gehbelag

Der Aufbau oberhalb der Dämmstoffebene wird nutzungsabhängig variiert. Für nicht begehbare Flachdächer werden Kiesschüttungen, extensive Begrünungen oder Dachabdichtungsbahnen verwendet. Die Ausführung mit Dachabdichtungsbahnen ohne weitere Zusatzmassen ergibt erwartungsgemäß geringere Schalldämm-Maße (siehe Abbildung 5c). Bisherige Vergleichsmessungenergaben jedoch auch für Dachaufbauten mit extensiver Dachbegrünungen deutlich geringere Schalldämm-Maße als für Dachaufbauten mit Kiesauflagen gleicher flächenbezogener Masse (siehe Abbildung 5a). Als Ursache kann hier der Einfluss der Dränschicht in Kombination mit einer Speichermatte genannt werden, die im Frequenzbereich von 125 bis 2.000 Hz eine Reduzierung der Schalldämmung bewirkt. Abbildung 6 zeigt hierzu einen direkten Vergleich für einen Dachterrassenaufbau mit und ohne Speichermatte (hier als Schutzvlies eingesetzt). Während im Trittschalldurchgang die zusätzliche Entkopplung eine Verbesserung (ΔL = Ln, ohne Vlies − Ln, mit Vlies) bewirkt, zeichnet sich für die Luftschalldämmung die gleiche Verschlechterung (ΔR = Rmit Vlies − Rohne Vlies) ab. Hier besteht in Bezug auf die bauakustische Auswirkung üblicher Drän‑, Speicher- und Schutzschichten noch Untersuchungsbedarf.

Für leicht geneigte Dächer kommen Metalldachdeckungen zum Einsatz. Leichte Dachabdichtungen und Metalldachdeckungen verhalten sich insgesamt ungünstiger als schwere, mehrlagig aufgebrachte Abdichtungsbahnen. Bei Metalleindeckungen können jedoch Holzfaserdämmplatten eingesetzt werden, die eine deutliche Verbesserung gegenüber Hartschaumdämmplatten ergeben. Zusätzlich wurde zur Bedämpfung der Metalleindeckung eine Bitumen-Unterdachbahn eingebaut, um die Geräuschentwicklung bei Starkregen zu reduzieren. Abbildung 7 zeigt Schalldämmmaße für die verschiedenen Dachtypen mit Metalleindeckung.

Begehbare Dächer, die als Dachterrassen genutzt werden, können mit Betonplatten im Splittbett, Platten auf Stelzlagern oder einem Holzrost (Holzdielen auf Lagerhölzern) ausgeführt werden. Während die Betonplatten im Splittbett durch ihre flächenbezogene Masse wirksam sind, kann bei Stelzlagern und Holzrosten eine zusätzliche Reduzierung der Übertragung durch Entkopplungsmaßnahmen (elastische Lagerung auf Baulagern) erreicht werden. Hierzu wird das Entkopplungsmaterial vom Hersteller auf eine geeignete Eigenfrequenz des Aufbaus ausgelegt. Eine gute Entkopplung ist für Eigenfrequenzen f0 = 20 bis 30 Hz zu erwarten. Um eine möglichst geringe Einfederung zu erreichen, wurde bei dem geprüften Aufbau die Eigenfrequenz vom Elastomerhersteller auf f0 < 60 Hz bzw. f0 < 70 Hz ausgelegt.

5 | Vergleich der Aufbauten: Kiesdach, Gründach und einfache Dachabdichtungsbahn auf einem Brettsperrholz-Kastenelement mit 200 mm EPS-Aufdachdämmung
a) Kiesdach, RW = 55 dB
b) Gründach, RW = 39 dB
c) Dachabdichtung, RW = 38 dB

ABBILDUNG: IFT ROSENHEIM

6 | Verbesserung der Luft- und Trittschalldämmung durch Speichermatte aus der direkten Vergleichsmessung mit und ohne Speichermatte
a) Differenz Luftschalldämmung ΔR mit und ohne Speicherschutzmatte
b) Trittschallminderung ΔL durch die Speicherschutzmatte

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Unterdecke und raumseitige Bekleidung

Die Bekleidung der Unterdecke erfolgt in der Regel mit Plattenmaterialien. Vorteilhaft ist eine große flächenbezogene Masse bei geringer Biegesteifigkeit der Plattenmaterialien. Anstelle einer dicken sollten deshalb besser mehrere dünne Lagen aufgebracht werden. Mit geschlossenen Gipsbauplatten lassen sich gegenüber Nut-und-Feder-Schalungen aufgrund des geringeren Fugenanteils und der höheren flächenbezogenen Masse deutlich bessere Schalldämmmaße erreichen.

Unterdecken wirken nach dem „Masse-Feder-Masse-System“, das erst oberhalb seiner Eigenfrequenz f0 eine deutliche Verbesserung der Luft- und Trittschalldämmung aufweist. Um eine möglichst große Verbesserung zu erzielen ist es deshalb sinnvoll, f0 zu tiefen Frequenzen hin zu verschieben. Dies kann durch die o. g. hohe flächenbezogene Masse der Plattenmaterialien sowie einer entkoppelten Montage der Unterdecke durch geeignete Abhänger erfolgen. Um eine gute Entkopplung zu gewährleisten, sollte nicht mehr als die konstruktiv erforderliche Anzahl an Abhängepunkten ausgeführt werden.

Parallel zum Abhänger wirkt auch das durch die schwingende Unterdecke eingeschlossene und komprimierte Luftvolumen als Feder. Die Steifigkeit dieser Luftschicht hängt vom Volumen bzw. der Luftschichtdicke d ab. Je größer d gewählt wird, umso weicher ist die Feder. Eine abgehängte Unterdecke wirkt deshalb unter einem Sparrendach deutlich besser als unter einem flächigen Massivholzelement (siehe Abbildung 9). Während die Unterdecke am Massivholzelement mit einer Masse-Feder-Masse-Resonanz f0 ~ 50 Hz zwar eine deutliche Verbesserung im bewerteten Schalldämm-Maß und im bewerteten Norm-Trittschallpegel ergibt, wird die Übertragung im Frequenzbereich von 50 bis 80 Hz durch die Resonanz verstärkt. Eine zum Vergleich eingezeichnete Unterdecke gleicher Bauart unterhalb einer Holzbalkendecke ergibt durch die günstigere Resonanzfrequenz f0 ~ 25 Hz schon ab 50 Hz deutlich bessere Werte. Die Eigenfrequenz des Unterdeckenabhängers betrug in beiden Fällen f0 < 30 Hz.

7 | Schalldämmung flachgeneigter Dächer mit Metalleindeckung
a) Sparrendach, Unterdecke mit Federschienen, RW = 63 dB
b) Brettsperrholzelement mit abgehängter Unterdecke, RW = 71 dB
c) Brettsperrholz-Rippenelement ohne Zusatzmaßnahmen, RW = 53 dB
d) Kastenelement als Akustikelement mit 50 kg/m² Splittfüllung, RW = 63 dB

ABBILDUNG: IFT ROSENHEIM

8 | Norm-Trittschallpegel unterschiedlicher Aufbauten auf einem Sparren-/Balkenelement mit abgehängter Unterdecke und 140 mm EPS-Aufdachdämmplatten
a) Betonplatten im Splittbett, Ln, w = 44 dB
b) Betonplatten auf Stelzlager, Entkopplung durch Baulager, Ln, w = 38 dB
c) Dielen auf Lattenrost, Entkopplung durch Baulager, Zusatzmasse durch Splitt, Ln, w = 31 dB

ABBILDUNGEN: IFT ROSENHEIM

9 | Verbesserung der Luft- und Trittschalldämmung durch Unterdecken mit unterschiedlich großen schalltechnisch wirksamen Luftschichtdicken d zwischen 90 und 285 mm. Die Eigenfrequenz des Unterdeckenabhängers betrug in beiden Fällen f0 < 30 Hz.
a) Unterdecke unter Massivholzelement, d = 90 mm, Masse-Feder-Masse-Resonanz f0 ~ 50 Hz
a¹: Verbesserung der Luftschalldämmung ∆R, gemessen am Grundelement
a²: Verbesserung der Luftschalldämmung ∆R, gemessen am vollständigen Dachaufbau
a³: Trittschallminderung ∆Ld, gemessen am vollständigen Dachaufbau
b) Unterdecke unter Balkenelement, d = 285 mm, Masse-Feder-Masse-Resonanz f0 ~ 25 Hz aus [3]

ABBILDUNG: IFT ROSENHEIM

Planungsdaten für den Schallschutznachweis

Flachdächer und flach geneigte Dächer werden in Bezug auf die Luftschallanforderungen wie Außenbauteile behandelt. An Dachterrassen und Loggien werden zusätzlich Trittschallanforderungen gestellt, sofern sie ein Trennbauteil zu fremden Wohn- und Arbeitsräumen bilden.

Der Nachweis der erforderlichen Luftschalldämmung am Bau erf. R’W, ges kann nach dem in DIN 4109-2 beschriebenen Verfahren für Außenbauteile erfolgen. Für die Anwendung im Holzbau siehe z. B. [6]. Für den Nachweis des zulässigen Norm-Trittschallpegels am Bau zul. L’n, w wurde bislang kein Verfahren zur Berücksichtigung der Flankenübertragung festgelegt. Da die Ausführung der tragenden Dachelemente und deren Wandauflager gut mit der Ausführung von Deckenelementen vergleichbar ist, bietet sich die Anwendung des Verfahrens für Holzdecken nach DIN 4109-2 an. Die Ausführung der hier gezeigten Dachterrassenaufbauten sowie erste Vergleiche mit Bauergebnissen lassen vermuten, dass der Übertragungsweg DFf hierbei unberücksichtigt bleiben kann. Somit ergibt sich für die Prognose:
L’n, w = Ln, w + K1

Bis zur Berücksichtigung einer Vorgehensweise in der Norm kann der Nachweis im Sinne der DIN 4109 nur durch eine Baumessung erfolgen. Eine vollständige Beschreibung der Konstruktionen für die bauakustische Planung und Vorbemessung ist in [4], [5] enthalten. Korrektursummand K1 für Übertragungsweg Df siehe [1].

Zusammenfassung

Die vorgestellten bauakustischen Untersuchungen an Flachdächern und flach geneigten Dächern ergaben Planungsdaten für die verschiedenen Element- und Aufbaukombinationen, die für die Prognose und Nachweisführung verwendet werden können. Die Ergebnisse ermöglichen auch sehr hochwertige Ausführungen und schließen damit Planungslücken, die vor allem in der bauakustischen Planung von Dachterrassen und Loggien auftraten.

Weiterer Untersuchungsbedarf besteht noch in der bauakustischen Auswirkung unterschiedlicher Drän‑, Speicher- und Schutzschichten im Dachaufbau sowie in der Berücksichtigung der Flankenübertragung beim Trittschallnachweis.

Danksagung
Die Autoren bedanken sich für die sehr hilfreichen Diskussionen und die planerische Unterstützung durch die Arbeitsgruppe: Kirchmayr, H. (Prefa), Hanf, H. (Prefa), Kumer, N. (Stora Enso), Löcherbach, J. (Alwitra), Müller, M. (BDF), Rupprecht, M. (Lignotrend), Schläpfer, R. (Lignatur AG), Schmidt-Hieber, F. (Holzbau Deutschland), Sebald, S. (Regnauer), Wiederin, S. (Getzner), sowie für die finanzielle Unterstützung durch die Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesinstituts für Bau‑, Stadt- und Raumforschung.

Literatur


[1] DIN 4109-1:2018-01 Schallschutz im Hochbau
Teil 1: Mindestanforderungen
Teil 2: Rechnerische Nachweise der Erfüllung der Anforderungen DIN 4109-33:2016-07 Schallschutz im Hochbau
Teil 33: Daten für die rechnerischen Nachweise des Schallschutzes (Bauteilkatalog) – Holz‑, Leicht- und Trockenbau

[2] Châteauvieux-Hellwig C., Bacher, S., Rabold, A., Schallschutz von Flachdächern in Holzbauweise – Luft- und Trittschalldämmung von Flachdächern und Dachterrassen, Forschungsprojekt ift Rosenheim

[3] Rabold, A., Mecking, S., Huber, A., Kohrmann, M., Mehr als nur Dämmung – Zusatznutzen von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, Teilbereich Bauakustik, Forschungsprojekt Technische Hochschule Rosenheim, in Bearbeitung

[4] Ecker, T., Erarbeitung eines Bauteilkatalogs für den Schallschutz von Flachdächern zur Verwendung in der Fachliteratur u. Normung mit wirtschaftlichem Vergleich in Form einer Nutzwert-Kosten-Analyse, Bachelorarbeit Technische Hochschule Rosenheim, 2019

[5] Blödt, A., Rabold, A., Halstenberg, M., Schallschutz im Holzbau – Grundlagen und Vorbemessung, holzbau handbuch, Reihe 3, Teil 3, Folge 1, Holzbau Deutschland 2019

[6] Rabold, A., Hessinger, J., Schallschutz von Außenbauteilen, Vorgehensweise nach der neuen DIN 4109, Tagungsband Holz[Bau] Physik-Kongress, Leipzig 2018

Über das ift Rosenheim
Das ift Rosenheim ist eine europaweit notifizierte Forschungs‑, Prüf‑, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle und international nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiert. Im Mittelpunkt steht die praxisnahe, ganzheitliche und schnelle Prüfung und Bewertung aller Eigenschaften von Fenstern, Fassaden, Türen, Toren, Glas und Baustoffen sowie persönlicher Sicherheitsausrüstungen PSA (Atemschutzmasken u. a.). Ziel ist die nachhaltige Verbesserung von Produktqualität, Konstruktion und Technik sowie Normungsarbeit und Forschung. Die Zertifizierung durch das ift Rosenheim sichert eine europaweite Akzeptanz. Das ift ist der Wissensvermittlung verpflichtet und genießt als neutrale Institution deshalb bei den Medien einen besonderen Status. Die Publikationen dokumentieren den aktuellen Stand der Technik.

www.ift-rosenheim.de/wissen

Die Autoren


Prof. Dr.-Ing. Andreas Rabold
Prof. Dr.-Ing. Andreas Rabold war von 1996 bis 2014 während und nach seinem Holztechnik-Studium und der Promotion im Bauingenieurwesen als Prüfingenieur, Produktingenieur und Prüfstellenleiter am ift Rosenheim tätig. Seit 2014 lehrt er hauptberuflich an der Technischen Hochschule Rosenheim im Bereich Bauphysik und Bauinformatik. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Bauakustik für den Holzbau.

Camille Châteauvieux-Hellwig
TH Rosenheim

Stefan Bacher
ift Rosenheim

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