Neues Leben für alte Kronkorken (Ausgabe 5.2020)

Neues Leben für alte Kronkorken (Ausgabe 5.2020)

Editorial

Neues Leben für alte Kronkorken (Ausgabe 5.2020)

Text: Julia Ciriacy-Wantrup | Foto (Header): © engel.ac – stock.adobe.com

Auszug aus:

Mein Sohn macht es mir mit dem Recycling vor. Kartonverpackungen werden zu Schütten für den Kran umfunktioniert und erfüllen noch sehr lange Zeit einen guten Dienst auf der Kinderbaustelle. Die Schraubverschlüsse der Milchpackungen dürfen nicht den Weg in die gelbe Tonne nehmen, denn „Mama, daraus möchte ich etwas basteln!“. Das stimmt mich positiv – aus Dingen, die andere wegwerfen, noch etwas Schönes zu gestalten.

Wie in so vielen Bereichen unseres Lebens macht Recycling Sinn und ist für eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft unumgänglich – zum Glück nimmt dieser Ansatz auch in der Baubranche Fahrt auf.

Wie schon heute recyclinggerecht geplant und gebaut werden kann, zeigt der experimentelle Neubau eines Wohnhauses in Hannover. Das Recyclinghaus verwendet gebrauchte Bauteile und Recyclingbaustoffe wie Holz und Metall. Auf der Website der CITYFÖRSTER Architekten heißt es dazu: „Das Recyclinghaus setzt einerseits auf recyclingfähige Bauprodukte wie beispielsweise dem Rohbau aus leimfrei zusammengesetzten Massivholzelementen. Andererseits werden recycelte Materialien wie die Gründung aus Recyclingbeton oder einer Fassadendämmung aus recycelten Jutesäcken eingesetzt. Es kommen aber auch in großem Umfang gebrauchte Bauteile im Ganzen zum Einsatz, die nach Möglichkeit aus eigenen Gebäudebeständen der Bauherrin Gundlach stammen, beziehungsweise lokal gewonnen wurden. Besonders entscheidend ist dabei eine recyclinggerechte Bauweise, die eine Nutzung und Demontierbarkeit der Bauteile ohne Qualitätsverlust beziehungsweise ein sortenreines Trennen der Baustoffe nach dem Ende der Lebensdauer ermöglicht.“ So gibt es z. B. ein Mosaik aus Kronkorken an der Badezimmerwand oder eine Holzfassade aus ehemaligen Saunabänken (im Bild im Erdgeschoß rechts neben den Fenstern zu sehen). Eine Anstrengung und Initiative, die gewürdigt wird: Das Projekt ist für den DAM Preis 2021 nominiert, in der engeren Wahl des Niedersächsischen Staatspreises für Architektur 2020, wurde für den EUMiesAward zur Einreichung vorgeschlagen, hat den Sonderpreis beim Deutschen Fassadenpreis 2020 gewonnen und hat nun Ende September eine Anerkennung beim Bundespreis UMWELT & BAUEN erhalten. Herzlichen Glückwunsch! Mehr über letzteren Preis und welche anderen Projekte dort ausgezeichnet wurden erfahren Sie in unseren News auf Seite 26.

Ressourcenschonende Grüße

Ihre

Julia Ciriacy-Wantrup
Chefredakteurin QUARTIER

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