Städtebau & Quartiersentwicklung
News (2.2025): Die Abrissfrage – Holz-Beton-Verbundkonstruktionen – Schnell zu klimaneutralen Stadtquartiere
Foto (Header): © KAY SOMMER – stock.adobe.com
Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 4.2025
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Inhalte des Beitrags
- Buchvorstellung: Die Abrissfrage
- HDI/PRB/DBV-Sachstandbericht: Holz-Beton-Verbundkonstruktionen
- Förderprojekt der Deustsche Bundesstiftung Umwelt: Schnell zu klimaneutralen Stadtquartiere
- Vorstelllung des Hamburg-Standards: Kostenreduziertes Bauen
- Flächenrecyclingpreis 2025: Drei Auszeichnungen vergeben
- Gutachten im Auftrag der BPD Immobilienentwicklung GmbH
- 5. Fachkongress der Initiative Wohnen.2050: Wie geht es weiter auf dem Weg zur Klimaneutralität?
Buchvorstellung

Abrissfrage
Bild: WALTER DE GRUYTER
Noch immer werden in Deutschland jedes Jahr schätzungsweise 50.000 Gebäude abgerissen. Ob ein Gebäude erhalten wird oder nicht, ist weit mehr als eine wirtschaftliche oder technische Entscheidung. „Die Abrissfrage“ untersucht die historische Entwicklung und aktuelle Dynamiken im Gebäudesektor. Der Band beleuchtet Akteursnetzwerke, Gentrifizierungsprozesse und ideologische Hintergründe von Abriss und Neubau und betrachtet die sich seit den 1960er Jahren formierenden Anti-Abriss-Bewegungen. Mit Ansätzen aus Architekturgeschichte und -theorie, Denkmalpflege, Feminismus, Aktivismus und Kunst werden die Folgen der auf den fossilen Logiken der Moderne beruhenden Abrisspraxis analysiert. Im Zentrum stehen 64 kürzlich abgerissene oder vom Abriss bedrohte Gebäude in Berlin, Brandenburg, Kassel und München mit ihren bisher kaum gehörten Geschichten. Die Publikation bildet den Auftakt einer neuen Schriftenreihe, die aktuelle Fragestellungen des umwelt- und sozialgerechten Bauens thematisiert. Zudem werden wichtige Pioniere des ökologischen Bauens im 20. Jahrhunderts in den Blick genommen. Herausgeber der Reihe sind Philipp Oswalt und Alexander Stumm.
Mehr unter: www.jovis.de
HDI/PRB/DBV-Sachstandbericht

Sachstandbericht HBV
Bild: DEUTSCHER BETONVEREIN
Gemeinsam mit dem Holzbau Deutschland – Institut e. V. (HDI) und der Initiative Praxisgerechte Regelwerke im Bauwesen e. V. (PRB) hat der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein E. V. (DBV) den Sachstandbericht „Holz-Beton-Verbundkonstruktionen“ Fassung November 2024 veröffentlicht. Er behandelt Decken und Flachdächer von Wohngebäuden, Bürogebäuden und öffentlichen Gebäuden, die als Holz-Beton-Verbundbauteile sowohl für den Neubau als auch für die Instandsetzung und Ertüchtigung ausgeführt werden. Im Sachstandbericht werden der aktuelle Stand des Wissens zur Bauweise Holz-Beton-Verbund zusammengefasst, die bestehenden Regelwerke beschrieben sowie die sich aus ihrem Zusammenwirken ergebenden Regelungslücken aufgezeigt. Ergänzt werden Handlungsempfehlungen für den Umgang, insbesondere mit den Regelungslücken. Praxisbeispiele zu ausgeführten Projekten der Bauweise bieten Hinweise für die Planung und Herstellung von Holz-Beton-Verbundkonstruktionen.
Mehr unter: www.betonverein.de
Förderprojekt der Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Bild: DEUTSCHE BUNDESSTIFTUNG UMWELT
Das Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert ein Projekt des Unternehmens Target: Fünf Stadtquartiere mit insgesamt 800 Wohneinheiten sollen klimaneutral werden. Zwei der Quartiere in Erlangen werden bereits saniert.
Der Expertenrat für Klimafragen hat kürzlich in seiner wissenschaftlichen Bilanz zur nationalen Klimapolitik angemahnt, dass neben dem Verkehrauch der Gebäudesektor schneller klimaneutral werden muss. Umsetzbare Wege für mehr Tempo zeigt das DBU-geförderte Projekt: „Bislang wurden Gebäude oft einzeln betrachtet. Dagegen kann eine energetische Sanierung ganzer Wohnblöcke viel effizienter und kostengünstiger sein“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Zum Beispiel verringern sich finanzielle Investitionen durch eine gemeinsame Wärmenutzung.“ Zudem beschleunige die serielle Fertigung z. B. von Fassadenelementen den Neubau sowie die Sanierung.
Im Süden der Stadt werden sechs Gebäude mit seriell vorgefertigten Komponenten saniert und um 32 Wohneinheiten auf 156 aufgestockt. Sabine Djahanschah, Leiterin des DBU-Referats Zukunftsfähiges Bauwesen: „Mit dem innovativen Energiekonzept wird sogar eine Plusenergiebilanz erreicht.“ Es wird also mehr Energie erzeugt als verbraucht. Fernwärmeanschluss und eine neu installierte Photovoltaik (PV)-Anlage sorgen für den größten Effekt. In einem weiteren Quartier in Erlangen-Bruck erfolgte die serielle Sanierung von sechs Wohnblocks und 132 Wohneinheiten. Wirtschaftlich attraktiv ist die Nutzung der Sonne: „Die Erträge durch die PV-Anlage kompensieren die Investitionen“, so Djahanschah. Großer Pluspunkt: Die Sanierungen der Gebäude erfolgten laut Timm im bewohnten Zustand. Die Sanierungen in Erlangen unterstützten die KfW-Bank und der Freistaat Bayern mit Fördermitteln.
Mehr unter: www.dbu.de
Vorstellung des Hamburg-Standards
Eine Verringerung der Wohnungsbaukosten um bis zu 2.000 €/m2: Das ist das Ziel des Hamburg-Standards, den Karen Pein, Hamburgs Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, am 10.02.2025 präsentierte. Der BFW Landesverband Nord begrüßt die vorgestellten Ideen, die auch von verschiedenen BFW-Mitgliedern miterarbeitet worden sind, und hofft auf eine schnelle Umsetzung.
Der Hamburg-Standard erlaubt erstens kostenreduzierende Baustandards, bei denen ausschließlich Komfortausstattungen weggelassen werden. Zweitens beinhalteter Empfehlungen, um die Prozesse bei komplexen Wohnungsbauprojekten zu beschleunigen. So soll beispielsweise die Etablierung einer „Projektuhr“ dazu dienen, den Zeit- und Kostenstatus eines Projekts jederzeit anzuzeigen. Insgesamt soll bei allen Prozessbeteiligten eine Haltung entstehen, die kostenreduziertes Bauen nicht als Ausnahme, sondern als grundlegendes Prinzip ansieht.
„Frei finanzierter Wohnungsbau ist momentan wirtschaftlich nicht darstellbar. Deshalb bauen viele Unternehmen gar nicht mehr. Der Hamburg-Standard ist die Grundlage, die wir jetzt brauchen, um den Wohnungsbau endlich wieder in Gang zu bringen. Wir weisen schon seit Langem darauf hin, dass der Wohnungsbau vollkommen überreguliert ist und die Vorhaben nicht mit immer mehr Anforderungen überfrachtet werden dürfen. Die jetzt beschlossenen Maßnahmen sind sinnvoll und fundiert. Nun kommt es darauf an, dass alle Beteiligten die für deren Umsetzung erforderliche Haltung verinnerlichen und den Hamburg-Standard mit Leben füllen. Unsere Mitgliedsunternehmen sind auf jeden Fall dabei“, sagt Kay Brahmst, der Vorstandsvorsitzende des BFW Landesverbands Nord. Dieser vertritt die mittelständische private Wohnungswirtschaft in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Mehr unter: www.bfw-nord.de
Flächenrecyclingpreis 2025

Bild: KAY SOMMER
Der Flächenrecyclingpreis 2025 geht erstmals an gleich zwei Projekte: das Glücksteinquartier in Mannheim sowie die Landesgartenschau Wangen. Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen (MLW) vergab gemeinsam mit dem altlastenforum, der Architektenkammer, dem Gemeindetag, Landkreistag und Städtetag sowie der Sparkassenfinanzgruppe den Flächenrecyclingpreis bereits zum achten Mal. „Die Jury zeigte sich vom Glücksteinquartier Mannheim überzeugt aufgrund seines stimmigen Gesamtkonzepts mit einer standortgerechten urbanen Dichte, der Durchgrünung, dem Mobilitätskonzept sowie der modernen Architektursprache“, berichtet Reuß. Rund 750 Wohnungen und 4.600 Arbeitsplätze konnten dort in einer gelungenen Mischung aus Wohnungen, Büros, Gastronomie und Dienstleistungsangeboten geschaffen werden. „Die Landesgartenschau Wangen wiederum besticht durch ihre gute Stadtentwicklung auf der Fläche einer ehemaligen Baumwollspinnerei, einem vormals isolierten und in sich abgeschlossenen Industrieareal, das sich nun als ausgewogenes Ensemble zur Flusslandschaft Argen öffnet“, erklärt der Juryvorsitzende weiter. Der Stadtplaner hebt neben den räumlichen Qualitäten auch die schiere Projektgröße hervor: „Über 80 Einzelprojekte – immer im Dienst einer großen Masterplanung – sind für eine Stadt der Größe Wangens ein gewaltiges Ausrufezeichen!“
Auch einen Sonderpreis vergab die Jury: Beim Wohnquartier Adalbert-Stifter-Straße in Stuttgart-Freiberg handele es sich zwar nicht um ein Brachflächenrecycling im engeren Sinne, doch wurde dort eine zuvor ineffizient genutzte Fläche durch nachhaltige Weiterentwicklung und maßvolle Nachverdichtung sozusagen präventiv recycelt. Entstanden sind neue Wohnungen, Pflege-Wohngemeinschaften, eine Kita sowie eine Tiefgarage.
Mehr unter: www.akbw.de
Gutachten im Auftrag der BPD Immobilienentwicklung GmbH
Nicht ewig lange einen Parkplatz suchen zu müssen, ist Wohnungssuchenden viel Geld wert – insbesondere dort, wo die Parksituation ohnehin angespannt ist. In einem Experiment mit 1.600 Teilnehmern hat das Institut der deutschen Wirtschaft herausgefunden, wie hoch die Zahlungsbereitschaft für einen Stellplatz ist. Außerdem untersuchten die Wissenschaftler, wie sich die Zahlungsbereitschaft der potenziellen Käufer ändert, wenn es etwa genügend Parkplätze oder einen gut angebundenen öffentlichen Nahverkehr gibt. Das Ergebnis: Die Wohnungssuchenden sind bereit, je nach Situation zwischen 13 und 48 Prozent des Kauf- oder Mietpreises für einen Stellplatz zu bezahlen. Üblicherweise geht ein Stellplatz im Neubau mit einem Preisaufschlag von rund zehn Prozent einher.
Besonders in städtischen Regionen, wo freie Parkplätze im öffentlichen Raum heiß begehrt sind, wird ein Stellplatz im direkten Wohnumfeld als Mehrwert empfunden. Auch ein guter ÖPNV ist den Wohnungssuchenden viel wert – im Experiment war den Teilnehmern eine sehr gute Bus- und Bahnanbindung sogar wichtiger als ein eigener Parkplatz. In ländlichen Regionen, wo die Parkplatzsuche selten ein Problem ist, werden Parkmöglichkeiten meist als selbstverständlich angesehen und Wohnangebote ohne solche Möglichkeiten bei der Vorauswahl erst gar nicht berücksichtigt. Diese Ergebnisse und die große Spannweite bei der Zahlungsbereitschaft machen deutlich, dass die Wünsche und Bedürfnisse der Personen sehr unterschiedlich sind.
Die Untersuchung zeigt auch, dass den Wohnungssuchenden eher egal ist, ob sie einen eigenen Stellplatz oder eine entspannte Parksituation im Wohnumfeld haben – Hauptsache das Auto steht in der Nähe. „Unser Experiment macht deutlich, dass Parkplatzkonzepte bedarfsgerecht sein müssen. Die jetzige Stellplatzpflicht ist das Gegenteil: Häufig müssen Stellplätze gebaut werden, die niemand braucht. Das treibt Kosten und Flächenverbrauch unnötig in die Höhe“, sagt Studienautor und Immobilienökonom Christian Oberst.
Das Gutachten ist zu finden unter: www.iwkoeln.de/studien.html
5. Fachkongress der Initiative Wohnen.2050
Der 5. Fachkongress der Initiative Wohnen.2050 (IW.2025) findet am 21. und 22. Mai 2025 in Darmstadt statt. Lösungsansätze zur Realisierung der Klimaneutralität in der Wohnungswirtschaft stehen beim Fachkongress im Mittelpunkt. Mitveranstalter an Tag eins sind der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. sowie die Initiative „Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor“. Deren Initiatoren, fünf Professorinnen und Professoren der Fachbereiche Architektur und Ingenieurwesen, hatten im November 2024 ihr Klimamanifest veröffentlicht. Zentrale These: Abkehr vom politischen Effizienzdogma der maximalen Energieeinsparung beim Einzelgebäude hin zu einem praxisorientierten Ansatz, der auf CO2-Reduktion und Defossilisierung der Wärmeversorgung fokussiert. Prof. Elisabeth Endres und Prof. Dipl.-Ing. Dietmar Walberg werden ihre Forderungen fachlich vertieft darlegen, über Reaktionen, Ergebnisse sowie weitere Schritte sprechen. Im Panel erörtern sie die Thematik mit Axel Gedaschko, GdW-Präsident und IW.2050-Vorstandsvorsitzender, Vertretern des Bundesbau- und des Bundeswirtschaftsministeriums sowie Nina Neumann, Europäische Kommission.
Bei „WoWi meets Politik und Wissenschaft“ besteht dann die Möglichkeit, in zwei Runden in direkten Austausch mit den Panelisten zu gehen. Der erste Kongresstag ist offen für Unternehmen der Wohnungswirtschaft und eng verbundener Branchen.
Tag zwei ist exklusiv IW.2050-Partnerunternehmen, -verbänden und -institutionen vorbehalten sowie an einer Mitgliedschaft Interessierten. Nach Klaus Leuchtmann, Vorstandsvorsitzender EBZ – Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, mit seinem Thema: „Out of the box: Produktivitätsentwicklung am Bau – Lösungsansätze und Innovationshemmnisse“ folgt ein Panel mit Vertretern aus Wohnungswirtschaft und Forschung. Der Nachmittag umfasst neun Fokus-Sessions mit Vorträgen zu Wärmeversorgung, Finanzierung, Bauen und Bewirtschaften.
Programm und Anmeldung unter: www.iw2050.de/5-fachkongress