Kosten & Finanzierung
Finanzierung von Gemeinschaftswohnprojekten: Im Wohnen verbunden
Text: Julia Ciriacy-Wantrup | Abbildung (Header): © GRAU VISUALS, Nutzungsrechte GREENFIELDS BUCKOW GMBH & CO. KG
2025 ist das Internationale Jahr der Genossenschaften. Gerade im Segment des bezahlbaren Wohnraums sind diese Konzepte wieder besonders interessant. Wir sprechen mit Benedikt Altrogge, Branchenkoordinator Wohnen bei der GLS Bank, über die Besonderheiten und Herausforderungen bei der Finanzierung von Gemeinschaftswohnprojekten.
Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 2.2025
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Herr Altrogge, in den letzten 50 Jahren hat die GLS Bank viele innovative Wohnprojekte, Baugruppen, Rechts- und Finanzierungsformen auf den Weg gebracht. Welche Grundsätze müssen erfüllt sein, damit Sie Projekte fördern?
Die GLS Bank finanziert Projekte, die bezahlbaren Wohnraum schaffen und die sich dabei wirtschaftlich tragen. Das heißt zum Beispiel, dass die aufgerufenen Mieten einerseits nicht über dem Mietspiegel liegen sollten, andererseits aber auch den Kapitaldienst tragen können. Das Wohnprojekt muss das nötige Eigenkapital aufbringen können, in der Regel zwischen 20 und 30 % der Gesamtkosten. Wir achten außerdem darauf, dass möglichst ökologisch gebaut wird, etwa mit serieller Holzbauweise.
Das Areal beinhaltet ein Generationenhaus für die Stadtbürgergenossenschaft, ein Haus für junge betreute Mütter bzw. Väter mit Kind (Corvus GmbH), ein Haus für wohnungslose Senioren (GEBEWO gGmbH) und zwei Wohn- und Mietshäuser mit Geschäften und Café.
Abbildung: GRAU VISUALS, Nutzungsrechte GREENFIELDS BUCKOW GMBH & CO. KG
Wie unterstützen Sie Baugruppen über das Finanzielle hinaus?
Wir beraten Baugruppen ab der ersten Idee. Wir zeigen Finanzierungsmöglichkeiten auf und begleiten die Gruppe auf dem gesamten Weg und unterstützen in der Umsetzung mit Kontakten zu unserem Netzwerk – Wohnprojekteberater, Architekten und Holzbaufirmen gehören zum Beispiel dazu.
Der Wohnungsbau steckt in einer tiefen Krise – Auftragseingänge und Baugenehmigungen gehen weiter zurück. Wie wirken sich diese Entwicklungen in Ihrem Tätigkeitsfeld aus?
Wegen der Knappheit an bezahlbarem Wohnraum gibt es sogar mehr genossenschaftliche Wohnprojekte, sowohl in Anzahl als auch in Größe. Das Konzept ist jetzt besonders attraktiv: Wohnprojekte schaffen sich ihren Wohnraum selbst und sichern ihn durch die Genossenschaft ab. Durch die Baukrise ist momentan der Zugang zu Grundstücken sogar etwas leichter geworden, weil konventionelle Bauunternehmen zurückhaltender sind.
Welche speziellen Anforderungen sehen Sie bei Gemeinschaftswohnprojekten?
Sie müssen besonders auf die Kosten achten. Die Anforderungen an das Eigenkapital dürfen nicht zu hoch werden, auch damit Menschen mit normalen Einkommen an solchen Projekten teilhaben können. Die Mitglieder müssen sich professionalisieren, um Rollen in der Genossenschaft zu übernehmen, wie etwa die Rolle des Vorstands.
In der Regel haben Gemeinschaftswohnprojekte automatisch eine demokratische Rechtsform, die Mitbestimmung beinhaltet. Besonders nachhaltig und sozial sind Gemeinschaftswohnprojekte, wenn sie Gemeinschaftsräume und -flächen, Carsharing und Wohnungstauschmöglichkeiten mitdenken.
Was ist aus Ihrer Sicht unbedingt erforderlich für eine erfolgreiche Umsetzung?
Das Projekt sollte von Anfang an realistisch geplant sein. Also: Ziele nicht zu hoch hängen, um Kostensicherheit zu gewährleisten. Sie sollten kostengünstig bauen und auf unnötige Extras verzichten. Dafür ist essenziell die richtige Auswahl der Partner. Dabei helfen wir, wie bereits gesagt.
Was raten Sie Baugemeinschaften, die trotz angespannter Lage ein Wohnprojekt verwirklichen wollen?
Ein gründlicher Gruppenfindungsprozess ist am Anfang wichtig. Und die Kosten im Griff behalten. Wir empfehlen den seriellen Holzbau, weil er günstig und nachhaltig ist und langfristig Energiekosten spart.
Das Gespräch führte Julia Ciriacy-Wantrup.