Modernisierung durch vorgehängte Holzelemente: Serielle Sanierung

Modernisierung durch vorgehängte Holzelemente: Serielle Sanierung

Energie, Technik & Baustoffe

Modernisierung durch vorgehängte Holzelemente: Serielle Sanierung

Text: ift Rosenheim | Foto (Header): © ift Rosenheim

Die energetische Modernisierung des Gebäudebestands ist der zentrale Hebel, um die notwendigen CO₂-Minderungen in Deutschland zu erreichen und den Wert einer Immobilie zu steigern. Die serielle Sanierung, bei der komplette Fassadenelemente mit Bekleidung und Fenstern montiert werden, ist eine hochwertige und dauerhafte Alternative zu Wärmedämmverbundsystemen (WDVS). ift-Experten haben im Münchner Norden die Montage an einem mehrstöckigen Gebäude aus den 1960er-Jahren begutachtet, bei dem eine energetisch unzureichende Styrodur-Dämmung entfernt und durch serielle vorgehängte Holzbauwände ersetzt wurde.

Auszug aus:

Die Ausführung der Holzfassade erfolgt durch die Fa. Huber & Sohn im Rahmen einer Generalsanierung durch B & O. „Die Baustellenbegehung zeigte sehr eindrucksvoll die vielfältigen Herausforderungen bezüglich Abdichtung, Bauphysik, Brandschutz, Befestigung und Logistik. Hierbei will das ift Rosenheim Hersteller, Generalunternehmer, Wohnungsbaugesellschaften und Planer in Zukunft stärker unterstützen“, so der Institutsleiter Prof. Jörn P. Lass.

Die beiden 5-stöckigen Wohnhäuser in München wurden in den 1960er-Jahren in Massivbauweise erstellt und sind typische Gebäude ihrer Zeit. Die angebrachte Styrodur-Dämmung aus einer vorherigen wärmetechnischen Sanierung und die Haustechnik waren technisch und optisch in die Jahre gekommen, und so beschloss die Baugenossenschaft Hartmannshofen e. G. als Bauherr eine umfangreiche Modernisierung in Verbindung mit einer Aufstockung in Holzbauweise. Beauftragt wurde der Sanierungsspezialist B & O, der als Generalunternehmer großen Wert auf Nachhaltigkeit und die Verwendung von Holz legt und eine frühe Abstimmung von Architekten, Bauherrn und Baufirmen propagiert.

Bei diesen Gesprächen brachte B & O dann die serielle Sanierung mit Holzfassaden als Alternative zum zunächst geplanten WDVS ins Spiel. Die höhere Qualität, bessere Nachhaltigkeit, kürzere Bauzeit mit geringerer Störung der Mieter sowie der Wohnraumgewinn im Bereich der geplanten 3-stöckigen Aufstockung überzeugte den Bauherrn schnell. Durch die Inanspruchnahme der bestehenden Fördergelder für serielle Sanierungen waren die Mehrkosten gegenüber dem WDVS nicht wesentlich höher. Die für die Aufstockung bereits beauftragten Holzbauexperten Huber & Sohn aus Wasserburg a. I. erklärten sich bereit, diese anspruchsvolle Aufgabe anzunehmen, weil das Unternehmen über ein großes Know-how im Fertigteilbau, Ingenieurholzbau und Fensterbau verfügt. Die Herausforderungen ergaben sich aus dem engen Zeitfenster und erhöhten Brandschutzanforderungen, weil das Gebäude durch die Aufstockung in die höhere Gebäudeklasse 5 „aufgestiegen“ war. Insbesondere die Bewertung der Fuge zwischen neuer Sanierungsfassade und Bestandsbau und die Erbringung der Verwendbarkeitsnachweise erfordern fachliche Erfahrung. Da der Geschäftsführer Josef Huber auch Mitglied im ift-Vorstand ist, war die Idee zur Einladung von ift-Experten aus den Bereichen Schall-/Brandschutz, Montage, Konstruktion und Fassadenprüfung schnell geboren.

Der Baustellenbesuch zeigte eindrucksvoll, dass es bei dieser Gebäudeart viel Erfahrung und Know-how braucht. Anders als in Werbe- und Infobroschüren beschrieben, können Standardelemente nicht einfach vor eine bestehende Hauswand gestellt werden, sondern die Fassade will individuell geplant sein. Vor allem die Ebenheits-Toleranzen (die i. d. P. oft 50 mm und mehr betragen) müssen ermittelt und konstruktiv berücksichtigt werden. Um einen bauphysikalisch und brandschutztechnisch problematischen Hohlraum zu vermeiden, konnten die Fassadenelemente deshalb nicht vorab im Werk gedämmt werden, sondern wurden vor Ort mit Mineralfasern ausgeblasen. Weitere anspruchsvolle Montagedetails ergeben sich durch die statische Lastabtragung der neuen Holzfassaden und der Außenwände der Aufstockung sowie die Einbindung der Stahlkonstruktion für die geplanten Vorsatzbalkone. Bereits auf der Baustelle wurden von den Bauexperten von B & O, Huber & Sohn und ift Rosenheim konstruktive Verbesserungen sowie eine einfachere Genehmigung durch geeignete Prüfnachweise diskutiert. Es wurde vereinbart, die Zusammenarbeit nach Abschluss des Bauvorhabens fortzusetzen. Das ift Rosenheim kann Planer, Generalunternehmer und Hersteller in Zukunft unterstützen, denn es verfügt in allen relevanten Themenfeldern wie etwa Bauphysik, Schall-/Brandschutz, Befestigung, Abdichtungssystemen und Montagetechnik über Kompetenz – davon 80 Mitarbeiter mit holztechnischer Ausbildung – langjährige Erfahrungen und entsprechende Prüfeinrichtungen.

2 | Eine professionelle Lastabtragung ist die Basis einer seriellen Sanierung – in diesem Fall über statisch dimensionierte Konsolen.
Foto: ift Rosenheim

3 | Besichtigung der bereits fertiggestellten 3-geschossigen Aufstockung in hochwertiger Holzbauweise, mit der neuer Wohnraum geschaffen und der Immobilienwert erheblich gesteigert wird.
Foto: ift Rosenheim

Über das ift Rosenheim
Das ift Rosenheim ist eine europaweit notifizierte und nach DIN EN ISO/IEC 17025 international akkreditierte Forschungs-, Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle. Im Mittelpunkt steht die praxisnahe, ganzheitliche und schnelle Prüfung und Bewertung aller Eigenschaften von Fenstern, Fassaden, Türen, Toren, Glas und Baustoffen sowie Persönlicher Schutzausrüstung PSA (Atemschutzmasken etc.). Ziel ist die nachhaltige Verbesserung von Produktqualität, Konstruktion und Technik sowie Normungsarbeit und Forschung.
www.ift-rosenheim.de

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