Förderprogramme für Lüftungsanlagen von BAFA und KfW: Energetische Sanierung mit Wohnraumlüftung

Förderprogramme für Lüftungsanlagen von BAFA und KfW: Energetische Sanierung mit Wohnraumlüftung

Kosten & Finanzierung

Förderprogramme für Lüftungsanlagen von BAFA und KfW: Energetische Sanierung mit Wohnraumlüftung

Text: Joachim Schrader | Foto (Header): © BAUEN+ENERGIE, Wiesbaden/Natalie Sommer

Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sorgen für einen geregelten Luftaustausch, sparen Heizenergie ein und können den Gebäudestandard erhöhen. Deshalb unterstützen staatliche Förderprogramme von BAFA und KfW die Planung und Installation von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.

Auszug aus:

Es gibt großen Sanierungsbedarf in Deutschland: Mehrere Millionen Wohngebäude lassen sich derzeit in die Energieeffizienzklasse H oder schlechter einstufen. Zudem stellen fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas immer noch die Hauptquellen zur Energiegewinnung dar. Um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen und den CO2-Ausstoß bzw. den Energieverbrauch zu verringern, sind Maßnahmen zur energetischen Sanierung unumgänglich. Mithilfe neuer Gesetzesgrundlagen, wie dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), werden Sanierungsmaßnahmen sogar verpflichtend vorgeschrieben. Es besteht z. B. bereits eine gesetzliche Pflicht zur Sanierung von Bestandsobjekten, die vor dem 01.02.2002 erbaut wurden und nun infolge von Kauf, Erbe oder Schenkung den Eigentümer wechseln. Dabei sind insbesondere Maßnahmen der Dämmung und des Wärmeschutzes zu beachten. Bei der Sanierung von Altbauten sind noch tiefer greifende Maßnahmen umzusetzen. Weitere Sanierungspflichten könnten zukünftig auch vonseiten der EU kommen, wobei Bestandswohngebäude bis 2030 den Mindeststandard der Effizienzklasse E erreichen sollen.

Eine energetische Sanierung ist jedoch nicht nur ein „notwendiges Übel“, sondern bringt langfristig viele Vorteile: Zum einen sinkt der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasserbereitung, wodurch Heizkosten eingespart werden, zum anderen erhöht sich der Wohnkomfort. Insgesamt steigt mit einer energetischen Sanierung auch der Wert des Gebäudes und erhöht die Chancen auf dem Immobilienmarkt.

1 | Mit einer ganzheitlichen Sanierung inklusive Lüftung mit Wärmerückgewinnung lassen sich der Primären­ergiebedarf eines Wohngebäudes, die Brennstoff­kosten sowie der CO2-Ausstoß stark senken. Die KfW-Effizienz­hausstufen werden erreicht (Beispielberechnung Gebäude, BJ 1972, 335 m² Wohnfläche).
Abbildung: inVENTer GmbH, Löberschütz

Energetische Sanierung mit Lüftung sinnvoll

Durch die gängigen Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle (Dach, Fassade, Fenster) wird das Gebäude zwar nachhaltig gedämmt, aber auch weitgehend abgedichtet. Das ist grundsätzlich zur Energieeinsparung erwünscht, doch je luftdichter die Gebäudehülle, desto wahrscheinlicher sind Schimmelschäden und Gebäudeverfall. Denn mit der dichten Dämmung kann ein natürlicher Luftaustausch über kleine Fugen und Ritzen nicht mehr stattfinden. Bei mangelhafter Belüftung reichert sich so immer mehr Feuchtigkeit in der Raumluft an – der ideale Nährboden für Schimmelpilze. Um ein gesundes Raumklima sicherzustellen und Schimmelbildung zu vermeiden, müsste man in dicht gedämmten Gebäuden alle zwei Stunden mit weit geöffneten Fenstern lüften – im Alltag nahezu nicht umzusetzen. Eine mögliche Lösung ist die mechanische Lüftung über eine Abluftanlage mit Nachströmung über Fensterfalz oder Zuluftelemente. Damit werden zwar vollautomatisch feuchte Luft und Schadstoffe abgeführt und die Fenster können geschlossen bleiben, allerdings gehen auch hier rund 70 % der Heizenergie wieder verloren.

Energiebedarf senken, Gebäudestandard erhöhen

Die energieeffizienteste Lösung für den Luftaustausch sind deshalb Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung (WRG). Sie können bis zu 90 % des Lüftungswärmeverlustes vermeiden. Dafür sorgt ein integrierter Wärmespeicher, der die Wärme aus der Abluft auf die Zuluft überträgt und sie damit vortemperiert. So können bis zu 30 % der Heizkosten zusätzlich eingespart werden. Bei einem gut gedämmten und abgedichteten Gebäude wie z. B. mit Baustandard KfW 40 benötigt die Heizwärme lediglich ein Drittel des Gesamtwärmebedarfs, bestehend aus Heizung und Warmwassererzeugung, wenn eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung verbaut ist. Mit dem Einsatz einer Lüftungsanlage mit WRG lässt sich also der Primärenergiebedarf des Gebäudes senken. Wird weniger Energie verbraucht, sinken auch die Brennstoffkosten und der CO2-Ausstoß. Ein konkretes Kostenbeispiel der Werkgemeinschaft BAUEN+ENERGIE zeigt, dass in einem sanierten Wohngebäude mit Gebäudestandard KfW 55 EE mithilfe einer dezentralen Lüftung mit Wärmerückgewinnung jährlich rund 191 kWh/m2 eingespart werden können. Das entspricht einer Einsparung von jährlich 14,2 t CO2 sowie einer Brennstoffkosten-Einsparung von 3.617 Euro bei einem Gebäude mit 329 m² Wohnfläche.

Rundum effizient wird die energetische Sanierung also erst mit dem Einsatz einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Inzwischen bietet der Markt vielfältige Lüftungssysteme, die sich in der Sanierung gut nachrüsten lassen. Dezentrale Lüftungssysteme können flexibel und kosteneffizient installiert werden. Dazu sind lediglich Kernlochbohrungen in die Außenwände sowie elektrische Anschlüsse notwendig.

2 | Die energieeffizienteste Lösung für den Luftaustausch sind Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Sie lüften vollauto­matisch und führen die feuchte Luft ab. Dank Wärmetauscher können bis zu 30 % der Heizkosten eingespart werden.
Abbildung: inVENTer GmbH, Löberschütz

Bundesförderung für effiziente Gebäude

Aufgrund ihrer Energieeffizienz werden Lüftungsanlagen mit WRG von der Bundesregierung gefördert. Die Nachrüstung einer Lüftungsanlage in der Sanierung kann mitunter sogar auch den entscheidenden Beitrag hinsichtlich der Höhe der Fördersumme sein. Denn je höher der Gebäudestandard, sprich: je höher die Energieeffizienz, desto höher die Förderung.

Bereits im Sommer 2022 gab es eine Neuausrichtung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), ab dem 01.01.2023 folgten weitere Reformschritte. Im Rahmen der BEG sind neben vielen Einzelmaßnahmen auch zusätzliche Boni erhöht worden, um die Sanierung noch gezielter zu fördern. Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sowie damit verbundene Planungsleistungen sind Teil der Förderprogramme und können für Bauherren eine große Unterstützung bei der Haussanierung sein. Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen von reinen Zuschüssen von Einzelmaßnahmen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bis hin zur Unterstützung durch zinsgünstige Darlehen der Förderbank KfW. Da energetisch sanierte Gebäude mit Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung einen besseren Gebäudestandard erreichen, können deutlich höhere Fördersummen bei KfW oder BAFA beantragt werden. Zu beachten ist jedoch, dass sich beide Förderprogramme nicht miteinander kombinieren lassen.

BAFA-Förderung für Einzelmaßnahmen

Im Rahmen der BEG fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Einzelmaßnahmen für Bestandsgebäude zur Erhöhung der Energieeffizienz. Dazu zählen auch raumlufttechnische Anlagen (Anlagentechnik) sowie die Fachplanung und Baubegleitung. Bei einer Mindestinvestition von 2.000 Euro können Lüftungsanlagen mit WRG bei einem Fördersatz von 15 % bis zu 60.000 Euro je Wohneinheit pro Kalenderjahr investiert werden. Mit einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) sind weitere 5 % möglich. Die BAFA-Förderung kann von Hauseigentümern, Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen sowie Kommunen beantragt werden. Sie gilt sowohl für Wohn- als auch Nichtwohngebäude. Die Antragstellung sollte vor Projektbeginn per Online-Formular direkt beim BAFA erfolgen. Hierbei ist die Einbindung eines Energieeffizienz-Experten, wie z. B. eines Energieberaters, notwendig.

3 | Dezentrale Lüftungssysteme, wie z. B. von inVENTer, sind meist kostengünstiger in der Anschaffung sowie bei den Wartungs- und
Betriebskosten. Die Lüfter werden paarweise in die Außenwände eingebaut. Notwendig sind lediglich Kernlochbohrungen und elektrische Anschlüsse.

Abbildung: inVENTer GmbH, Löberschütz

Zinsgünstige Kredite von der KfW

Ab KfW-Effizienzhaus-Standard 85 kann die Sanierungsförderung mittels zinsgünstiger Kredite und Tilgungszuschüsse über die KfW-Bank erfolgen. Die Förderung erfolgt in Form eines Tilgungszuschusses von bis zu 45 % für einen Förderkredit. Die maximale förderfähige Summe pro Wohneinheit beträgt 150.000 Euro. Bei der Beantragung der Förderung sollte das Gebäude mindestens fünf Jahre alt sein. Beim zusätzlich geförderten EE-Standard (Erneuerbare Energien) ist die Wohnraumlüftung mit WRG Pflicht.

Zusätzlich gibt es weitere Boni – wie z. B. für das „Worst Performing Building“. Dies gilt für die Sanierung von Gebäuden mit einer besonders niedrigen energetischen Bilanz (schlechter als Effizienzklasse H) und Baujahr vor 1957. Bei Sanierung mit Standard KfW70/55/40 oder als EE-Gebäude gibt es einen Bonus von 10 %. Für die serielle Sanierung bei Gebäuden der Effizienzhausstufe 40 oder 55 gibt es einen weiteren Bonus in Höhe von 15 %. In Kombination mit dem WPB-Bonus sind max. 20 % zusätzliche Förderung möglich.

Die KfW-Förderung kann von privaten Eigentümern, Wohnungseigentümergemeinschaften, gemeinnützigen Organisationen sowie Wohnungsbaugenossenschaften beantragt werden. Wie bei der BAFA-Förderung sollte der Förderantrag vor Projektbeginn bei der KfW-Bank eingehen. Auch hier ist ein Energieeffizienz-Experte nötig – die Kosten für die Energieberatung werden jedoch von der KfW bis zu 50 % erstattet.

Fazit

Insgesamt trägt der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung im Rahmen einer energetischen Sanierung dazu bei, den Energieverbrauch langfristig zu senken, die Raumluftqualität zu verbessern und die Bausubstanz zu schützen. Bauherren und Eigentümer können dabei von der staatlichen Förderung profitieren und sich einen Großteil der Kosten zurückerstatten lassen. Grundsätzlich sollte ein Energieberater hinzugezogen werden.

Weitere Informationen zu den Förderprogrammen gibt es unter www.bafa.de sowie www.kfw.de.

Der Autor


Joachim Schrader
Joachim Schrader ist unabhängiger Gebäudeenergieberater und Schulungs­experte bei BAUEN+ENERGIE, der Werkgemeinschaft für energiebewusstes Bauen und Sanieren.

www.bauen-energie.info

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