Digitalisierung
News (2.2022): Digitales Mietermanagement – Building Information Modeling – Digitalisierung für den Klimaschutz
Foto (Header): © Michael Rosskothen – stock.adobe.com
Auszug aus:
QUARTIER
Ausgabe 2.2022
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Inhalte des Beitrags
- Digitales Mietermanagement goes New Mobility: Allthings kooperiert mit VEOMO
- Buchvorstellung: Nachhaltigkeit und BIM
- BIM-Technologien für die Sanierung: BIM-SPEED
- DBV-Heft zum Digitalen Zwilling: Strategie für den Bestanderhalt
- Qualitätssicherung für die Aus-, Fort- und Weiterbildung: VDI-Richtlinie zu BIM
- Smarte Heizung, Apps & Co.: Studie zu Digitalisierung für den Klimaschutz
Digitales Mietermanagementsystem goes New Mobility
Mobilitätsdaten auf einem Blick auf einer Stele des „Docks“
ABBILDUNG: ALLTHINGS / VEOMO
Mieter- und Handwerkerplattform, ESG-Lösung, smarte Gebäudeanwendungen oder ERP-System – Allthings vereint eine Vielzahl von digitalen Anwendungen für die Immobilienwirtschaft in einer Plattform. Jetzt erweitert das Proptech sein Angebot um die Mobilitätsinformationen des Münchner Unternehmens VEOMO, Deutschlands größtem Dienstleister für die Auswertung und Bereitstellung von Echtzeit-Mobilitätsdaten.
Die Software von VEOMO schafft einen schnellen Zugang zu allen Mobilitätsinformationen in der Umgebung – wie Nahverkehr, Ride‑, Bike‑, Carsharing-Services und Taxis. Die Daten können über digitale Infotafeln bereitgestellt oder in bestehende Apps und Portale integriert werden. Das erste gemeinsame Projekt von Allthings und VEOMO startet im Rahmen der Aufwertung des Münchener Bürogebäudes „Docks“ des Immobilienunternehmens WÖHR + BAUER GmbH. Hier werden die Mobilitätsangebote in der Umgebung zum einen im Außenbereich auf einer Stele präsentiert. Zum anderen können die Mieterinnen und Mieter über die Allthings-Gebäude-App auf die Daten zugreifen. Pascal Messerli, Head of Sales & Strategic Partnerships von Allthings: „Durch die Kooperation mit VEOMO denken
wir die vernetzte Immobilie noch ein Stück weiter. Die Anzeige der aktuellen Mobilitätsangebote bietet den Nutzerinnen und Nutzern eine Alternative zum eigenen Pkw und damit einen bequemen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. “ „Allthings denkt modern und vernetzt. Das passt ausgezeichnet zu unserem Ansatz. Mit der Präsentation unserer Mobilitätsdaten am Gebäude und in den Anwendungen für deren Nutzerinnen und Nutzer verbinden wir die Sektoren ,Gebäude‘ und ,Verkehr‘ im Sinne der Nachhaltigkeit“, so Bodo Braun, Chief Sales Officer der VEOMO Mobility GmbH.
www.veomo.com
www.allthings.me
Buchvorstellung
Nachhaltige Stoffkreisläufe durch BIM
Autoren: Ines Mansfeld und Andreas Steyer
bSD-Verlag, 2021, 12,5 cm × 19 cm, 58 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-948742-44-7
19,80 Euro
ABBILDUNG: BSD-VERLAG
Der Bau- und Gebäudesektor ist weltweit für 38 % aller CO²-Emissionen verantwortlich. Deutliche Erfolge beim Klimaschutz sind daher ohne das Mitwirken der Baubranche nicht möglich. Ein entscheidender Schritt ist dabei der Wandel der Bauwirtschaft hin zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Kreislaufwirtschaft. Hier kann Building Information Modeling (BIM) eine große Rolle spielen. Das Buch Nachhaltige Stoffkreisläufe durch BIM“ gibt einen Überblick über alle notwendigen Grundlagen zu BIM sowie zum nachhaltigen Bauen und zeigt einen Weg auf, wie nachhaltige Stoffkreisläufe durch BIM in allen Lebenszyklusphasen eines Bauwerks unterstützt werden können.
BIM-Technologien für die Sanierung
Das Ziel des EU-Projekts „BIM-SPEED“ ist die Entwicklung einer ganzheitlichen, harmonisierten und kosteneffizienten Lösung zur Integration von BIM-Technologien für Renovierungsprojekte. Das Projekt wird im Rahmen von Horizon 2020 von der European Union funding for Research and Innovation gefördert.
Projektinhalte sind die Beseitigung technischer und organisatorischer Hindernisse für die Integration von BIM-Technologie in den Renovierungsprozess sowie die Harmonisierung und Verbesserung der Genauigkeit von BIM-basierten Methoden zur Bewertung, Simulation und Strategieentwicklung bei der Renovierung. Die Bereitstellung einer offenen und kostengünstigen BIM-Plattform mit Werkzeugen und Interoperabilitätslösungen soll disziplinübergreifend die derzeitige und zukünftige Standards unterstützen.
www.bim-speed.eu
DBV-Heft zum Digitalen Zwilling
DBV-Heft 51 „Digitaler Zwilling – Strategie für den Bestandserhalt“
Oktober 2021, 60 Seiten, A4, broschiert
96,30 €
ABBILDUNG: DBV
Der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein E. V. (DBV) erweitert mit dem neuen DBV-Heft 51 „Digitaler Zwilling – Strategie für den Bestandserhalt“ seine umfangreiche Heftreihe. Das DBV-Heft richtet sich an Bauausführende, Bauherren, Planer und Verwaltungen und unterstützt sie dabei, das Konzept des digitalen Zwillings bspw. an Infrastrukturbauwerken umzusetzen. Autoren und Herausgeber wollen motivieren, diese noch junge Technologie und Methodik in der Praxis einzusetzen. Des Weiteren zeigen sie die enormen wirtschaftlichen und ökologischen Potenziale auf, die das Konzept des digitalen Zwillings in der Bestandserhaltung mit sich bringt.
Das neue DBV-Heft gibt einen praxisnahen Überblick zum aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik sowie über jüngste Entwicklungen des digitalen Zwillings in der Verkehrsinfrastruktur. Das im Heft besprochene Pilotvorhaben smartBRIDGE Hamburg steht dabei stellvertretend für die Anwendung des Konzepts des digitalen Zwillings im Infrastrukturbereich. Es wurde mit dem buildingSmart Award 2021 ausgezeichnet.
Die Betonbauweise befindet sich aufgrund ihres hohen Verbrauchs an Ressourcen und der enormen Mengen an Treibhausgasen, die bei der Herstellung von Zement anfallen, zunehmend im Fokus der Nachhaltigkeitsdiskussionen. In diesem Rahmen gewinnen u. a. die Themen der Bestandserhaltung und der Digitalisierung immer mehr an Bedeutung. Der derzeitige Baubestand wird perspektivisch viel öfter erhalten, revitalisiert oder ertüchtigt werden müssen. In der Folge wird das Instandhalten gegenüber dem Neubau weiter an Bedeutung gewinnen. Genau an dieser Stelle setzt das Konzept des digitalen Zwillings an.
Unter www.baufachinformation.de/dbv kann das Heft bezogen werden.
Qualitätssicherung für Aus-, Fort- und Weiterbildung
Bauwerke werden technisch komplexer und die zur Verfügung stehende Computertechnologie leistungsfähiger. Building Information Modeling (BIM), inklusive der Verknüpfung mit Ressourcen und Zeitplänen, stellt angewendete Verfahren zur Verfügung, mit denen sich Qualitäts‑, Kosten- und Terminrisiken von Bauprojekten erheblich reduzieren lassen. Diese Richtlinie dient der Qualitätssicherung von Aus‑, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, indem Kompetenzen, Qualifikationen und Lehrinhalte dargelegt sowie Rahmenbedingungen für den Ablauf von Aus‑, Fort- und Weiterbildungen vorgegeben werden. Sie richtet sich an alle Partner der Wertschöpfungskette Planen, Bauen, und Betreiben, um vergleichbare Kompetenzen sowie Aus‑, Fort- und Weiterbildungsinhalte zu konzipieren, organisieren und durchführen zu können. Die Richtlinie kann bei www.beuth.de bestellt werden.
VDI/bS-MT 2552 Blatt 8.3:2022-01 – Entwurf
Building Information Modeling – Qualifikationen – Fertigkeiten
Herausgeber: VDI-Gesellschaft
Bauen und Gebäudetechnik
15 Seiten
61,90 Euro (PDF)
68,90 Euro (Versand)
Smarte Heizung, Apps & Co.
ABBILDUNG: UMWELTBUNDESAMT
Mit Wetterprognosen Heizungsanlagen steuern, Effizienz von Heizgeräten überwachen oder Stromverbrauch smart erfassen: Die Digitalisierung im Energiebereich verspricht Möglichkeiten, Treibhausgase einzusparen. Aber in welchem Umfang kann sie wirklich zum Klimaschutz beitragen? Eine neue Studie hat anhand von fünf Fallbeispielen bewertet, wie sich smarte Lösungen in Gebäuden und Haushalten auf die Energie- und Klimaschutzziele auswirken und welche Umweltwirkungen sie haben. Die Forschenden vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und co-2online zeigen, dass solche digitalen Anwendungen wichtige Klimaschutzmaßnahmen wie die energetische Sanierung von Gebäuden oder den Ausbau erneuerbarer Energien sinnvoll ergänzen, diese aber aufgrund begrenzter Einsparpotenziale nicht ersetzen können. Das Projekt „Potenziale der Digitalisierung für die Minderung von Treibhausgasemissionen im Energiebereich“ wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt.
Die Forschenden haben eine übertragbare Methode zur Umweltbewertung der Digitalisierung im Endkundenmarkt des Energiebereichs entwickelt und in ausgewählten Fallstudien zu Wärme und Strom in Wohngebäuden und Haushalten angewandt. Darunter: die Steuerung von Heizanlagen über Wetterprognosen sowie eine Online-Effizienzüberwachung von Heizungen, eine digitale Erfassung des Stromverbrauchs über Smart Meter mit Feedbacksystem oder Tools, die dazu beitragen sollen, Wärmepumpen und Elektroladestationen so zu betreiben, dass sie dem Stromnetz dienen.
Die direkten Umwelteffekte von solchen smarten Technologien – etwa deren Herstellung, Nutzung und Entsorgung – hat das Forschungsteam den indirekten Effekten, wie einem erhöhten Einsatz erneuerbarer Energien oder einer Steigerung der Energieeffizienz sowie nutzerbezogene und strommarktseitige Effekte, gegenübergestellt. Die Bewertung erfolgte mit der etablierten Methode der Ökobilanzierung und einer systematischen Einteilung der potenziell auftretenden Umweltwirkungen.
Klimaschutzpotenziale bis 2030: vorhanden, aber gering
Die Ergebnisse zeigen, dass smarte Energielösungen für Haushalte zum Klimaschutz beitragen können. So kann die Umwelt von einer Optimierung und Überwachung von Heizanlagen profitieren, da die positiven Effekte aus der eingesparten Heizenergie deutlich größer sind als Umweltbelastungen für Bau und Betrieb der digitalen Tools. Schwieriger zu bewerten sind Anwendungen, bei denen die Kundinnen und Kunden selbst aktiv werden müssen. Ein Smart Meter etwa analysiert den Stromverbrauch eines Haushalts und gibt über eine App Tipps zum Stromsparen. Hier ist noch wenig Wissen zu mittelfristigen Einspareffekten vorhanden. Dennoch zeigt sich, dass die potenziellen Umweltchancen tendenziell größer ausfallen als die Umweltrisiken. Wichtig ist aber, die Potenziale nicht zu überschätzen, betonen die Forschenden.
„Hochgerechnet auf ganz Deutschland können die Emissionseinsparungen der untersuchten Lösungen in Verbindung mit ihrem derzeitigen Marktwachstum nur einen geringen Beitrag zu den Klimaschutzzielen 2030 leisten“, resümiert Hannes Bluhm, Experte für Umweltbewertungen am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung. Zu den erforderlichen Einsparungen der Energiewirtschaft in Höhe von 113 Mio. t CO² bis 2030 können die untersuchten Tools lediglich zwischen 0,07 und 0,21 % beitragen.
Auch wenn digitale Lösungen nicht der zentrale Hebel für Klimaschutz in Gebäuden sind, könnten sie dennoch als überwiegend gering-investive Maßnahmen kurz- oder mittelfristig umgesetzt werden. Die smarte Steuerung von Heizungsanlagen z. B. kann einerseits bei noch ungedämmten Gebäuden zu einer relevanten Reduktion beitragen und andererseits auch bei gut gedämmten Gebäuden noch ein paar zusätzliche Prozentpunkte Einsparung erzielen. „Die Digitalisierung kann die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen und den Wechsel zu erneuerbaren Energien im Gebäudebereich sinnvoll ergänzen. Für die Erreichung von Klimaneutralität im Gebäudesektor, ist der Einsatz entsprechender Anwendungen sogar eine Voraussetzung“, so Laurenz Hermann von co2online.
Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis
Da die meisten smarten Lösungen erst seit wenigen Jahren am Markt angeboten werden, fehlt oft eine unabhängige, wissenschaftliche Bewertung zu deren Wirkung und Potenzialen. Deshalb empfiehlt das Forschungsteam eine breitere Untersuchung in Feldstudien, die die ökologische Wirkung entsprechender Anwendungen nachweisen und absichern.
Zudem sollten Technikanbieter und Marktakteure gemeinsame Standards entwickeln, damit für die digitalen Anwendungen keine aufwendigen Nachrüstungen benötigt werden und sie unabhängig von einzelnen Anbietern gesteuert werden können. Essenziell ist auch, dass neue Techniken immer mit entsprechender Qualifizierung der für den Vertrieb und die Installation zuständigen Stellen einhergehen. Damit die Anwendungen in die Breite kommen, sind tragfähige Geschäftsmodelle notwendig, die häufig von der Ausgestaltung des einschlägigen Rechtsrahmens einschließlich der Höhe bestehender Steuern, Abgaben und Umlagen im Energiebereich abhängig sind“, sagt Professor Matthias Knauff, der die untersuchten Fälle von juristischer Seite beleuchtet hat. Hier ist die neue Bundesregierung gefragt, diese auf ihre klimapolitische Wirkung zu überprüfen und bei Bedarf Förderinstrumente zu etablieren.
Die Studie „Potenziale der Digitalisierung für die Minderung von Treibhausgasemissionen im Energiebereich“ steht unter www.umweltbundesamt.de/publikationen kostenlos zum Download zur Verfügung.