Im Gespräch mit Oliver Wildpaner: Smart City in Graz

Im Gespräch mit Oliver Wildpaner: Smart City in Graz

Im Gespräch mit Oliver Wildpaner

Smart City in Graz

Text: Julia Ciriacy-Wantrup | Foto (Header): © paul ott photografiert

Dort, wo früher das alte Industrieviertel Waagner-Biro lag, soll die erste Smart City in Graz entstehen: ein vernetztes Wohn‑, Arbeits‑, Einkaufs‑, Kultur- und Freizeitviertel mit einer qualitativ hochwertigen Baukultur und nachhaltigen Gebäuden. Den markanten südlichen Abschluss des Areals bildet das Wohn- und Geschäftshaus von Pentaplan. Wir sprechen mit Oliver Wildpaner, Partner bei Pentaplan, über die Besonderheiten des Projekts.

Auszug aus:

Herr Wildpaner, mit einer Wand aus gestapelten Schiffscontainern sticht Ihr Gebäude optisch besonders ins Auge. Wie kam es zur Verwendung dieser Elemente und welchen Zweck erfüllen sie?

Aufgrund des verunreinigten Baugrundes durfte kein Untergeschoss vorgesehen werden. Räume, die normalerweise unter der Erde situiert sind, konnten bzw. mussten oberirdisch arrangiert werden. Für diese Räume durfte die zulässige Bebauungsdichte überschritten werden. Die Idee, mit den Kellerersatzräumen eine Art Fassade zu bauen, war von Anfang an da. Die Umsetzung in Form von Schiffscontainern folgte der Hauptidee des Entwurfes: Das neue Gebäude sollte in Form und Materialität an die ehemaligen Industriehallen erinnern. Schiffscontainer als Symbol für Transport, Handel und die große weite Welt trugen diese Idee weiter. Die Lücken zwischen den schachbrettartig gestapelten Containern dienen als gemeinschaftliche Freibereiche, die zumeist von zwei Wohnungen genutzt werden können.

Das Gebäude bietet Raum für unterschiedliche Nutzungen. Wie haben Sie diese Funktionen im Gebäude untergebracht?

Das Erdgeschoss wird gewerblich genutzt und beherbergt einen Lebensmittelmarkt, eine Drogerie und ein Fitness-Studio. Ein Kindergarten und ein Restaurant sollen folgen. Zusätzlich gibt es einen Gemeinschaftsraum. Darüber ab dem ersten Obergeschoss sind 250 Wohnungen mäanderförmig um zwei Höfe organisiert. Mit Laubbäumen und Wildem Wein bepflanzt, bieten diese den Bewohnern Ruhe und Natur. Büroflächen ergänzen das nutzungsdurchmischte Angebot und sind an der lauteren Bahnseite angeordnet.

Wodurch zeichnet sich für Sie ein nachhaltiges Gebäude aus?

In diesem Fall ist für uns die Nutzungsdurchmischung des Gebäudes der wesentliche Aspekt der Nachhaltigkeit. Das Gebäude wird dadurch lebendig, hat einen sehr städtischen Charakter und wird seinen Teil zu einer funktionierenden Stadt beitragen.

Wie erfolgt die Wärme- und Energieversorgung?

Fernwärme, Wärme aus dem nahegelegenen Stahlwerk Marienhütte, Geothermie sowie eine großflächige PV-Anlage am Dach versorgen das Gebäude mit Energie.

Das Gebäude wurde 2020 fertiggestellt. Gibt es schon Resonanz von den Betreibern oder Bewohnern zur Bewirtschaftung und Wohnqualität?

Der vorgegebene Wohnungsmix musste leider das übliche Anlegerschema abbilden: „Small“. Gewünscht hätten wir uns eine höhere Anzahl an großen Wohnungen, um auch bei den Bewohnern eine bessere Durchmischung zu erreichen. Laut Investor konnten bisher ca. 90 % der Wohnungen und Gewerbeflächen vermietet werden.

Foto: Pentaplan

Durch seine Form bildet das Gebäude zwei offene Innenhöfe.
Foto: Pentaplan

Die Schiffscontainer bilden die Fassade und dienen als Kellerersatzräume.
Foto: Jakob Zöbl

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